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Versammlungsprotokoll, 31. Juli 1934

EA 252

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date July 31, 1934
Document Id 20126130_38_S
Available Transcriptions German

Versammlungsprotokoll, 31. Juli 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

>(über das lebendige wort)<

Blatt 1. Gemeindestunde am 31. Juli 34. >EA 252 (II)<

So ist die Grundtatsache, die im Reformationshereinbruch geschah, folgende: dass ein jeder, der glaubt, wissen soll, dass Gott in ihm redet. Wie Himmel und Erde voll von Gott sind, so will der Heilige Geist uns mit Gottes Wort erfüllen. Gott will Seine höchste Ehre in uns hineingeben. Er will Seinen Namen uns kund tun. So ist es uns möglich, die Worte Christi in uns aufzunehmen, Die Worte, die der von der Maria geborene Jesus vor seinem Tod und nach seinem Tod in Palästins gesprochen hat werden jetzt wieder in die Herzen der Glaubenden hineingesprochen. Sein Gedächtnis, Sein Wesen,. Sein Wort will in der Seele des Menschen als in seinem Herzen Platz haben. So ist das lebendige Wort Christi wirksam, wie es in de Maria Fleisch wurde als Jesus geboren wurde. So kommt das lebendige Wort auch zu den Gliedern der Gemeinde als der Christus und erfüllt die Seelen der Hungrigen. Wo keine hungrige Seele, die leer ist, anzutreffen wäre, kommt Christus nicht, spricht Gott nicht. Nur wo der Hunger und Durst nach ihm ist, wo leere Hände sind, dort hin kommt er um die Herzen zu füllen. Derslbe Christus, der gestorben und aufersanden ist, will in uns eindringen als das lebendige Wort, damit wir tun was Er tat und leiden, was Er gelitten hat. "Gott Vater sei Lob und Dank . . . . . . 2

So ist denn der Glaube in Christus die Sicherheit des Heiligen Geistes, dass wir uns auf das Wort und die Zusage

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Blatt 2. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

Christi verlassen dürfen. Wir wollen Sein Wort in uns aufnehmen, dazu muss unser inneres Ohr leer gefegt sein von den lauten Sorgen des Reichtums, damit wir höfen können, was Christus sagt. Man wird also nur em Christ, wenn man empfänglich wird, die Armut Christi auf sich zu nehmen und so Gottes Wort zu erwarten. Nur in der Erharrung erleiden wir als Freunde Gottes Sein Wort, nur in der Erwartung Seines Geistes werden wir Schüler Seines Wortes. Und so nehmen wir das Wort an, das uns Christus zeigt. Die ganze Heilige Schrift wird uns aufgetan wie ein zweischneidiges Schwert, das alles verjagt, was den Glauben aufhalten will. Der auserwählte Freund Gottes kommt nicht so leicht zum Glauben. Wer ein Freund Gottes geworden ist, kann von seinem Glauben Rechenschaft geben, Wie Maria vor der Geburt Christi Rechenschaft geben konnte. Es sind also verdammte Menschen, die sich in sich selbst fassen wollen und doch zugleich den hochgelassenen Christus fassen wollen. Das sind die, die so leicht zum Glauben kommen, dass sie meinen, sie könnten weiter leben wie bisher und doch alles glauben. Die ganze Heilige Schrift zeigt uns, dass alle, alle, ob sie Propheten, Patriarchen, priester oder Apostel waren, gant schwer zum Glauben gekommen sind. Und das ist wahrlich nicht leicht für das menschliche Herz. So wird die Heilige Bibel uns töten, wenn wir sie recht verstehen. Sie wird unser aller Leben umbiegen. Sie wird unsere vorher mit eigenen Dingen gefüllte Seele entleeren und sie für das lebendige Wort vorbereiten. Das wird die

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Blatt 3. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

Bibel nur dann tun können, wenn wir aus ihr nicht ein Stückchen hier and dort nehmen, sondern aus der Lehre des Geistes die Bibel aus allem zusammenfassen. Wir werden nur dann die Wahrheit fassen können, wenn wir von dem hinterlistigen Scheinglauben lassen, der nur ein einzelnes Wort nehmen will. Darum müssen Menschen erst verstummen, sie müssen zuin letzten Staunen kommen, wenn sie von ihrem erdichteten Glauben loswerden sollen. Der erdichtete Glaub der das Christwerden so leicht machen will, ist daran zu erkennen, dass er alles honigsüss machen will, er ist ein Glaube, der vom Hörensagen her und aus einzelnen Sätzen der Bibel nur das herausstiehlt, was der Seele angenehm eingeht. Wenn die Christenheit diesen erdichteten Glauben nicht wegräumen lassen will, ist ihr weder zu raten noch zu helfen. In Wahrheit hat sie mit alle ihrem Glauben und Werk weder Grund noch Boden, denn ihr fehlt das Entscheidende Leben. . . . . . . .

weil Sein Tod das schwerste Leiden offenbarte. Nur wenn wir selbst bereit sind diesen schweren und harten Weg auf uns zu nehmen, können wir Christen sein, durch die mannigfaltige Regung und Anregung, die in uns hervorgebracht wird. Diese Erregtheit und Bewegtheit wird nur dann in uns angeregt werden, wenn wir den bitteren Christus annehmen. Der süsse Christus, den die ganze Welt predigt, ist das höchste Gift, welches jemals in die Welt gekommen ist. Denn dieses Gift verhindert die Menschen daran, den ganzen Christus aufzunehmen. Ist doch der süsse Christus nicht einmal der halbe Christus. Nur wenn wir den bitten

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Blatt 4. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

Christus erfassen, werden wir den ganzen Christus finden, wollen wir den süssen Christus, so werden wir uns an dem widerlich süssen Honig totessen. Diese Wahrheit ist deshalb so klar, weil Christus kein Christus wäre, wenn Er nicht den bitteren Tod gestorben wäre. Diese Wahrheit ist deshalb so klar, weil niemand mit Christus auferstehen kann, der nicht mit Ihm den Tod erlitten hat. Wer predigen und Worte sagen will, in denen er tröstet, ohne in die bitterste Betrübnis getreten zu sein, ist sin Lügner und Stehler. Er will predigen and wirken, ehe er Christus aufgenommen hat, ehe der bittere, gekreuzigte Christus zu ihm gekommen ist. Niemand ist mit Christus eins geworden, der nicht durch die bittere Not des Todes hindurch gegangen ist. Das ist der Inhalt der ganzen Bibel: Siehe dort, das Opfertier Gottes! Deshalb wird ihm die Bibel nicht aufgeschlossen. Nur das geopferte Lamm hat den Schlüssel zur Bibel, nur wer eins geworden ist mit dem gekreuzigten Christus kann die Schrift fassen. Nur wenn wir in der Todesbereitschaft warten können, eröffner uns dieser Christus mit dem Schlüssel Davids die Schrift. Der Unglaube dagegen ist sin Sich- Stützen auf die äusseren Zeugnisse, die ohne den Geist kein lebendiges Leben in sich tragen. . . .

und grade im Tode wir er ganz lebendig sein wie sin lebendiges Saatkorn in der Erde, Voll begierde müssen wir das lebendige Saatkorn in unserem Herzen erfassen. So allein werden wir von Gott wirklich gelehrt werden, Der Gottlose will gern die süssen Sprtiohe annehinen, dass em anderer

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Blatt 5. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

für ihn gelitten habe. Aber es so anzunehmen, dass er selbst sein Leben daran verliert, das will er nicht. Nur wenn er eins wird mit dem gekreuzigten Christus, kann er die Schrift erfassen. Das bedeutet: Ebenso wie Christus den Kreuzestod in dieser Welt erleiden musste, ebenso muss die Gemeinde den blutigen Fusstapfen des Kreuzes folgen. Wenn wir so arm- geistig warten können auf die Worte, die Er zu uns reden will, dann wird der Glaube ganz klein wie ein Senfkorn in uns versenkt werden. Das ist das ewige Evangelium aller Kreatur, welches man so oft dem Abt Joachim zugeschrieben hat. So müssen wir das Werk Gottes an uns erdulden, wie es Christus an sich erduldet hat. Wenn wir diesen Fusstapfen folgen, wenn wir dem Kreuz Christi folgen, werden wir der ganzen apostolischen Gemeinde folgen. Deshalb sagt der Apostel, dass er und die ganze Gemeinde [M.S. illegible] erstatten müsste, was an den Leiden Christi noch ausstehe. Un dort strömten die lebendigen Wasser Seines Geistes, dort war die Ankunft des Glaubens und der Ursprung des lebendigen Wortes. So müssen alle Buchstaben gelesen und aufgenommen werde, dass sie die ganze Gemeinde erkennen, wie sie von Christus und Seinem Geist gegründet war. Freilich dann müssen sie aufhören Buchstabengelehrte zu sein und müssen Geistesgelehrte werden, die das Ganze zu fassen vermögen. Denn es gilt, das ganze Werk Gottes und des Geistes Jesu Christi zu erkennen, wie es die ganze Heilige Bibel in ihren Schriften tut. Dazu freilich muss man in starker Vergleichung >aller Worte< beider Testaments

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Gemeindestunde am 31. Juli. 34. Blatt 6.

in das Licht Christi, in das lebendige Wasser des Heiligen Geistes hineintauchen. Denn, der Heilige Geist allein ist es, der die Bewegung des Wortes in der Bibel erst erzeugt hatte, die einst in denen hervorgebracht war, die das gesagt und geschrieben haben, was wir heut in der Bibel finden. Nur bei lebendigster Bewegung können wir die Stimme des erwarteten Christus fassen. Deshalb spricht die ganze Heilige Schrift wieder und wieder vom Wind und dem bewegten Wasser. Ohne das kann das Wort Gottes nicht in unseren Herzen lebendig sein, denn es ist lebendig und nicht tot. Diese Bewegtheit des Herzens in dem lebendigen Wort Gottes ist der Einzug der Wirkung Gottes im Herzen der Menschen. Wir wissen wohl, das Gott mit Moses sprach und dass die Bibel richtig ist; das alles wird erst das etwas bedeuten, wenn die heilige Bewegtheit des lebendigen Saatkorns in unseren Herzen ist. Wenn das Wort so bewegt in uns ankommt, wie der Atem Gottes bewegt ist, dass wir in tiefstem erschreckenden Erstaunen vor Gott stehen, spüren wir Seine lebendige Bewegung im Herzen. Diese lebendige Bewegung bringt uns in direkte Berührung mit der Offenbarung des Textes, mit der Ganzheit der Wahrheit, mit dem, was als göttlicher Wille den Aposteln und Propheten gegeben war, denen der göttliche Wille offenbart wurde als die Uebereinstimmung der Wahrheit . . . (?). Es ist dies keine so leichte Sache, die man nebenbei erledigen könnte. Das Wort Gottes ist eine so schwere Sache, man kann sie nur ganz überkommen, wann man ganz und gar mit allen Kräften dabei ist. Gott kann man nicht anders als

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Blatt 7. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

mit allen Kräften des Leibes und der Seele lieben. Dann wird man sich hingeben und erdulden, wie Gott alles Unkraut eines falschen Lebens ausrottet, dass weder im Herzen noch im täglichen Tun und Arbeiten etwas anderes wächst als was Gott wachsenlässt durch Sein Saatkorn, was Er in uns hineingelegt hat. Solange aber das Unkraut des Eigenwillens und der iegenen ihre noch in uns wächst, mögen wir die Bibel tausen fach gelesen oder gegessen haben, es hilft uns nichts. Denn Gott kommt nicht anders zu uns als der Pflüger, der alles umreist. Wenn die Wahrheit nicht offenbar wird, die alles umpflügt, so kann der Glaube nicht in uns ankommen . . . . . . . Daraus also wird klar, dass nur die allerletzte und allerumfassendste Wahrheit das Leben bringen kann. So will Er uns lehren und Seine Saat in den umgepflügten Acker legen. Wenn man aber aus der Bibel nur hier und da einen Spruch nimmt, kann man niemals den Pflug Gottes annehmen. Nur wenn man mit starker Vergleichung des ganzen Geistes der Schrift alles erfassen kann, was Gott ist und was Gott will, wird Er Sein Wort in unser Herz rdeen., Wenn wir uns aus eintelnen Sätzen und Sprüchen ein rechtes Urteil über die Wahrheit machen wollen, werden wir erkennen müssen, dass dies eine zu kurze Decke ist, die in Wahrheit nichts ausrichten kann.

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Gemeindestunde am 31. Juli 34. Blatt 8.

Und das Schlimmste ist, wenn wir uns die Worte und Sätze suchen, die uns den honigsüssen Christus bringen, der niemals der rechte Weg ist. Der enge Weg aber ist der Weg des lebendigen Wortes, der ans Kreuz führt, ein Weg, der den ganzen Christus in sich fasst, weil er ohne den ganzen Christus gar nicht gegangen werden kann. Ein halber Christus genügt niemals für den engen Weg, den Jesus gewiesen hat. Nur der ganze Christus kann uns helfen diesen Weg bis ans Ende zu gehen. So ist denn die Wahrheit des ganzen Wortes eine Kraft Gottes. Der ganze Christus will uns die Kraft geben den Weg zu gehen und den Willen Gottes zu tun. Diese Kraft aber ist die Erkenntnis, die klare Unterscheidung von Gut und Böse. Wenn ich den Weg gehen will muss ich wissen, was Gott und Was der Teufel gesprochen hat. Ich muss das Werk dieser beiden wohlzu unterscheiden wissen. Ich muss unterscheiden k1nnen [sic], was Gott, wirklich Gott ind was die Natur oder mein Eigenwille in mir geredet hat. So gilt es denn, dass wir die Wahrheit Gottes so refassen, dass sie als Gottes Werk offenbar werde und niemals mit Menschenwerk und Teufelswerk verwechselt werden kann. Eins der Kenzteichen für Gottes Werk ist die Armgeistigkeit, in der wir nichts anderes wollen als die allvermögende Ehre Gottes. Dann nämlich wird der ganze Kontex in uns offenbar werden, weil wir Hunger und Durst haben nach Gott und Seiner Ehre und nach nichts anderem. Es ist jedoch sehr schwer sich durch den erdichteten Glauben und das äussere Werk und Gestohlene Wort hindurch zu fressen. Es ist das ebenso schwer oder noch schwerer, als wenn die gröbsten Sünder und schwer-

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Blatt 9. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

sten Verbrecher sich zur Vergebung ihrer Sünden durchfressen müssen. Es ist deshalb so schwer, weil dieser erdichtete Glaube unseren Sinnen. schmeichelt und uns das Christentum so leicht gemacht hat, sodass wir uns gut und edel dünkten. Und es ist auch deshalb so schwer, weil wir plötzlich das Allereinfachste glauben sollen. Der Glaube will jetzt im Abgrund deines Herzens ankommen in dir, von Gott aus und mit Gott selbst. Der Glaube ist nicht hunderttausend von Meilen entfernt. Die Ankunft des Glaubens ist dir gant nahe, sie ist unmittelbar an dich herangerückt. Du brauchst nichts zu tun als in diese Ankunft zu willigen, und du bist ein Christ. Das also kann man nicht deshalb glauben, weil man es gehört oder gesehen hat, sondern eine solche Ankunft des Gotteswortes und Christuslebens im Herzen kann man nur mit der straffsten Arbeit erwarten. Es ist dies eine Erwartung, die nicht tatenlos und werklos ist, sondern wirkende (?) Erwartung, in der man an die Arbeit geht, und nämlich das tut, was man bisher schon als Willen Gottes und Christi erkannt hat. Eine andere Erwartung Gottes gibt es nicht, als die der Arbeit und der Tat. Wie Christus sagte: So jemand will des Willen tun, der mich gesandt hat, der wird erkennen, ob diese Lehre von Gott sei, oder on ich aus mir selber rede. So muss man denn im Tun des Willens Gottes auf Gott warten, dass Gott eingreift und Sein Wort in uns einspricht und Sein Werk durch uns vollbringt. Es ist dies eine fleissige Erwartung des lebendigen Wortes. Und allein diese fleissig arbeitende Erwartung bringt den Aufgang des

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Blatt 10. Gemeindestunde am 31. Juli 34.

Christwerdens zustande, so dass hier in der Erwartung die höchste Aktivität und die höchste Passivität ist. Allein diese arbeitende Erwartung lässt uns das Wort erleiden. Ebenso wie an dem Kreuz Christi dir letzte Passion das grösste Werk >geworden< ist. Aus dem allen soll offenbar werden, dass Gott Sein Wort den Armen anbietet, eben denen, die nichts haben als ihr Leben, dass die zur völligen Hingabe an Gott kommen, die nichts haben, als ihre Erwartung, mit der sie völlig entleert Geist und Wahrheit aus Gott anzunehmen bereit sind. Es sind die, welche nicht an ihr eigenes Können glauben, sondern alles auf Gottes Können setzen. Es sind die, die ihr ganzes Herz auf die Sonne richten, die aus dem Ursprung Gottes aufgehen, damit ihnen die rechte Wahrheit offenbar werde, damit ihnen Christus im Herzen erscheine. Zu ihnen spricht Christus in ihren Herzen, sodass die zu der höchsten Verwunderung und zum höchsten Erstaunen kommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wie der Bräutigam als der Gewaltige über sie kommt, wie sie aufstehen müssen vom Schlaf, wie er auferstanden ist, wie sie die Stimme des Bräutigams vernehmen, der zu ihnen kommt. Das ist die gewaltigste Begegnung, dass nun der erste Ursprung des Sonnenaufgangs in die Seele kommt als Feuer, das die Sünde im Herzen und in der Seele ausbrennt und alle Sünde zu Ekel und Grauen wird, dass alles aufgegeben wird, was vor dem Wort und der Wahrheit der Bibel nicht bestehen kann.

>Gemeindestunde [M.S. illegible] II.36 A.W<