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Transcribed Shorthand
Versammlungsprotokoll, 28. Dezember 1932
EA 33
Additional Information | |
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Author | Eberhard Arnold |
Date | December 28, 1932 |
Document Id | 20126109_11_S |
Versammlungsprotokoll, 28. Dezember 1932
[Arnold, Eberhard and Emmy papers - M.S.]
EA 33
Gemeindestunden, Novizenstunden, Bruderschaften
Bruderschaftssitzung am 28. Dezember 1932 (Arbeitstagung)
Es wird vor Beginn der eigentlichen Sitzung kurz der Grund und Sachverhalt zu dem bedauerlichen Vorfall mit Luise Gottheiner am Abend des 27. Dezember vom Wortführer bekanntgegeben. Alfred und Hans Boller bekommen den Auftrag, alles Nötige zur Abreise vorzubereiten.
Fritz Kleiner macht darauf aufmerksam, dass in diesem Zusammenhang auch bei Schwester Marie Unklarheiten bestehen. Sie soll nach 1 Stunde vor die Bruderschaft geladen werden.
Die Arbeitssitzung beginnt am 10 Uhr 10. Folgende Punkte sollen zur Besprechung gelangen:
Punkt 2: Gemeindestunden
Punkt 3: Novizenstunden
Punkt 4: Bruderschaftssitzungen
Punkt 6: Gemeinsames Essen
Es soll jeweils das vorhergehende Protokoll zu Beginn verlesen werden, damit an das bereits Besprochene angeknüpft werden kann. Heute muss es noch verschoben werden, da das Protokoll noch nicht ganz fertiggestellt ist. Hans Zumpe wird beauftragt, jedes Protokoll vor der Sitzung mit Irmgard und Hella durchzuarbeiten, sachlich wie stilistisch.
Über die Zeit der Gemeindestunden, sowie über das Einladen zu den Gemeindestunden war bereits gestern Klarheit erlangt worden.
Wie sollen die Novizenstunden gehandhabt werden? Hans Zumpe berichtet, dass bisher mit den Novizen die „Ordnung“ gelesen und besprochen wurde, was oft zu wesentlichen Fragen, die die Glaubensgrundlage betreffen, geführt hat. Es ist dies eine gute Gelegenheit, mehr zu erfahren und zu lernen für diejenigen, die noch nicht lange da sind und somit den innersten Zusammenhang und Aufbau noch nicht
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kennen. Er fasst die Novizenstunden so auf, dass sie an die Gemeindestunden heranführen sollen. Es ist auch einmal der Versuch gemacht worden, über die Arbeit und Verantwortung in wirtschaftlichen Dingen zu sprechen, der aber gänzlich misslang. Vielleicht müssten aber doch auch die Novizenstunden der kommenden Zeit etwas davon enthalten, was die Bruderschaft jetzt zwischen den Jahren beschäftigt. Als Hauptinhalt für diese Stunden schlägt Hans Zumpe die Geschichte der Brüder vor: Loserth, Der Anabaptismus in Tirol, und Loserth, Der Kommunismus in Mähren. Dieser Vorschlag wird für sehr gut angesehen. Es wird beschlossen, die Novizenstunden vom 3. Januar ab täglich zu halten.
Zu dem Thema Gemeindestunden wird noch nachträglich festgestellt, dass der Ausdruck „Gemeindebruderschaft“ nur deshalb vorübergehend eingeführt war, weil die Gemeindestunden durch einige Novizen gestört wurden und kein Ausschluss vorgenommen werden sollte, sondern eine Zwischenordnung getroffen werden sollte. Jetzt fällt diese Zwischenzeit wieder fort, und wir versammeln uns wieder zur Gemeindestunde.
Bruderschaftssitzungen: Aus den gestrigen Besprechungen ergab sich die Schwierigkeit, dass für die Bruderschaftssitzungen im Neuen Jahre eigentlich keine Zeit am Abend frei blieb. Aus diesem Grunde soll zunächst die Zeit für den Monat Januar festgelegt werden. Es wird vom Wortführer vorgeschlagen, dass zweimal in der Woche, wenn nötig dreimal, eine Nachmittagsstunde von anderen Arbeiten dafür befreit wird. Dieser Vorschlag kommt hauptsächlich deswegen, weil nach Möglichkeit Nachtsitzungen und Nachtarbeit vermieden werden sollen. Andererseits besteht die Gefahr, dass die so wichtigen Bruderschaftssitzungen gänzlich wegfallen. Jede Sitzung soll dann nicht länger als ¾ bis höchsten eine Stunde dauern, und zwar soll jeweils gleich
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nach Tisch damit begonnen werden.
Gemeinsames Essen: Es soll der gestrige Beschluss bestehen bleiben, dass um ½ 12 Uhr eine Zusammenkunft für den Wortführer und die beiden Diener am Wort – die Hansen Vettern – stattfindet, dass sie um 12 Uhr das Mittagessen erhalten, und dass um ½ 1 Uhr das allgemeine Mittagessen stattfindet. Weiter wird beraten, was während des Essen geschehen soll. In letzter Zeit ist nach allgemeiner Ansicht, besonders der der Zeugnisbrüder, das Geistige bei Tisch zu wenig betont gewesen. Es wird also festgestellt, dass die Hutterischen Briefe auch weiter mittags und abends während des Essens vorgelesen werden sollen, dass weiterhin die Tagesfragen in der Beleuchtung des Reiches Gottes bekannt gegeben werden sollen und dass drittens Gespräche mit den Neuen die Zeit ausfüllen müssten. Das Zeugnis der Sache und die Wahrheit Gottes müssen verkündet werden, damit auch diejenigen, die nur ein paar Tage hier weilen, einen Einblick in die eigentlichen Tiefen des Bruderhoflebens gewinnen können. Durch die drei Diener am Wort wird jedes Mal eine Vereinbarung getroffen werden, wie die einzelnen Mahlzeiten auszugestalten sind. Auch wird die Sammlung vor dem Essen für ungemein wichtig erachtet, wofür ab und zu das große oder das kleine Gebet der Brüder, das auf das Vater-unser und das Martyrium (besonders im Gefängnis) Bezug nimmt, vorgelesen werden soll. Hierbei soll besonders darauf geachtet werden, dass nicht allgemeines Beten angeordnet wird, sondern dass jedem Gelegenheit gegeben werden soll, sich in diese Anrufung Gottes hineinzuversetzen, wie die Brüder in alten Zeiten bei dem gemeinsamen Essen Gott angerufen haben.
Das Rundreden über die besprochenen Punkte über gemeinsame Versammlungen: Gemeindestunden, Novizenstunden, Bruderschaftssitzungen und gemeinsames Essen ergibt ein einstimmiges „Ja“,
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nur Hans Zumpe wirft die Frage auf, ob der Haushalter und die Zeugnisbrüder durch diese Regelung gänzlich entlastet sein sollen, was aber durchaus nicht der Fall sein soll. Getrud Ziebarth fragt wegen der Regelung für die Nebenmahlzeiten, ob auch da wieder wie im Sommer eine Bruderschaftsfamilie jeweils teilnehmen soll, welche Frage bei Punkt 7 mit erledigt werden wird, und Trudi fragt wegen des Kinderessens, welches bei dem Punkt „Kindergemeinde“ neu geregelt werden wird.
Hans Zumpe verliest jetzt das Protokoll der gestrigen Sitzung, welches in allen Teilen für richtig und angenommen erklärt wird.
Da noch kurze Zeit zur Verfügung steht, werden Else Boller und Moni noch aufgefordert, zum Punkt 5 „Ordnungen und Tracht“ noch etwas zu sagen. Sie bitten um Zeit zur Überlegung.
Unterzeichnet von: Eberhard Arnold, Hans Zumpe, Hans Boller
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Bruderschaft, Rhönbruderhof, 28. Dezember 1932[footnoteRef:1] [1: From here on, taken from a newer transcription of the shorthand notes]
Gespräch mit Schwester Marie
Schwerwiegender Vorfall mit Luise Gottheiner.
Eberhard: Aus zwei Gründen …
1. Einmal weil du sie sehr gut kennst, unter ihrer Not gelitten, für sie den Glauben durchgehalten (hast),
2. Weil ihr aus einem ähnlichen geistigen Kreise stammt.
Deshalb ist es uns sehr wichtig.
Der Vorfall, der uns mit erneuter Beschäftigung gezwungen hat, war der, dass ihr sie angeredet habt, dass sie versuchte, sich mit mir auszusprechen zwischen …
Zwei unserer Schwestern gebeten, Else Boller und Sekunda, zu sprechen … ungehörigen Bescheid, indem sie nicht glaubte, dass unser Kreis recht handelte, und dann haben wir sie hier bei der Gebets-Stunde gehabt, obgleich es M. [Martha Sekunda] und Else Boller ihr angedeutet haben, dass sie es sich selbst klar machen müsste – untersagt haben sie es ihr nicht – ich finde es sehr richtig, dass sie nur so weit gegangen sind, sich doch [das] klar zu machen.
Leider kam sie. Das weitere hast du miterlebt. Das Verhalten war ungezogen: Bruderschaft wollte (sie) quälen, dass sie mit der Sprache nicht herauswollte. Schließlich kam es darauf hinaus, dass sie meiner Verkündigung bei einer früheren Gelegenheit, bei der sie mit unreinen Geistern zu tun hatte, auf Römerbrief 8 … und zwar habe ich natürlich ganz allgemein an die ganze Situation gedacht, dass die Unantastbarkeit des Glaubens … so aufgefasst, als wenn ich persönlich mich als unantastbar hielte, als fehlerlos hingestellt hätte. Das ist eine absolut unwahre und verlogene Darstellung, die mit unserem Zeugnis und meinem Bekenntnis nichts gemeinsam hat, die auch im
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Fieber nicht unterlaufen könnte. Ebenso hat sie uns dann vorgehalten, dass mir nicht gelungen sei, den Teufel aus ihr auszutreiben.
Das klingt so, als wenn ich in der Verzweiflung mich verplappert hätte.
Wir waren nicht der Meinung, dass der Teufel aus ihr ausgetrieben werden sollte, weil sie dazu absolut nicht willig war, weil sie das erzwingen wollte aus einem theatralischen Geltungsbedürfnis. Voraussetzung falsch. Wir haben die Dämonenaustreibung abgelehnt, weil sie ja gar nicht bußfertig ist.
Weiter hingewiesen, dass zwischen Hans Zumpe und mir ein Widerspruch herausstellte, dass wir nicht vom rechten Geist geleitet wären. Ich hätte sie eingeladen, und Hans hätte sie auf ihr Verhalten hinausgewiesen … daraus ersichtlich, dass wir nicht immer Gemeinde wären. Wir halten diesen Vorwurf für falsch, weil wir unter der Leitung der Gemeinde keine Allwissenheit verstehen. Menschen, die die Gemeinde leiten oder die anderen Brüder alle durch die Einheit allwissend wären wie der vorausbestimmende Gott oder gar allmächtig wie der allmächtige Gott. Alles das beanspruchen wir nicht. Wir sehen eine dämonische …
Ihr werdet vergöttlicht sein wie im Paradies … Züricher Werkhof, nur hier in abscheulicher Weise.
Wir aber bekennen diese Gnade des heiligen Geistes aus der Einstimmigkeit unter Betonung unserer Schwachheit. Keinerlei Ansprüche, die übermenschlich wären, überzeugt, dass durch dieses Empfangen des kindlichen Geistes (wir) sehr einfältige Menschen werden Das möchten wir gerade. Wir möchten einfältigere
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kindlichere Menschen werden ohne besonderen Anspruch, die sich so versammeln, dass Gott sie besuchen kann mit seinem heiligen Geist, … trotzdem schwache und irrende Menschen, die jedes Irrtums fähig sind.
Dieser Punkt, um den wir mit ihr gerungen haben seit Pfingsten, vom ersten Tage an, ist von ihr bis heute nicht erfasst worden; er wird von ihr abgelehnt, sie will das durchaus nicht. Nun haben wir uns daraufhin veranlasst gesehen, weil sie sich so überaus unbußfertig benahm und dem Geist der Gemeinde so frech … sie vom Hof zu weisen … Vertreibung so stattfinden, dass sie mit den Dämonen den Hof verlassen muss. Von einem Austreiben der Dämonen aus ihrem Körper kann gar keine Rede sein. Das ungefähr wäre zu sagen.
Eberhard zu Marie E.: … gern deinen Eindruck wissen. Wir möchten gern wissen, wohin sie gehen kann, ohne einen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden … Geld zu geben, auch Waren und Gegenstände abzugeben, dass wir ihr nichts schuldig sind und sie uns nichts schuldet … trotzdem gern, dass sie über diesen Monat hinaus doch eine möglichst gute Lebensmöglichkeit bekommt … Verwandte oder Bekannte oder Anstellungsmöglichkeiten.
Schwester Marie: Verwandte hat sie nicht – aber vielleicht eine Möglichkeit, dass eine Studienrätin in Magdeburg … weiß ich nicht die genaue Adresse … Frl. Kasper, die steht ihr nahe, sie hat Theologie studiert, (Privatsache?) das könnte sein, dass sie sich für sie einsetzen wird.
Eberhard: Otto Schmidt …
Marie: … steht ihr sehr nahe, wird nicht viel tun können für sie, hat eine Anzahl Kinder.
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Eberhard: Vielleicht weiß er einen Weg; ich kenne ihn sehr gut. Prof. Otto Schmidt, Münster, Westf., Frl. Studienrat Magdalene Kasper, Magdeburg. Christlicher anständiger Mensch, einstmals kurze Zeit ihre Lehrerin. Ist sie aus der Christlichen Studentenvereinigung? Ich glaube, sie kennt all das recht gut … mittleren Jahren, ca. 50. Verwandte sind nicht da, … eine Schwester, aber die kommt gar nicht in Frage, die ist ganz weltlich eingestellt, Vater oder Mutter? Hat sie nicht.
Ich finde Luise ganz weltlich eingestellt. Wie denkst du (Marie E.) über ihre Lage?
Marie E.: Ich möchte nicht weiter darüber reden, das sind mir viel zu heilige Dinge gewesen.
Eberhard: Wir möchten gern die Regelung durch deine Einsicht vervollständigen.
Marie: Gott hat mir diese Luise zugewiesen, damit ich über diese Dinge nicht reden darf, ich kann überhaupt nicht reden, ist gar nicht möglich.
Eberhard: Du kannst uns also keinen Rat geben?
Marie: Kann ich gar nicht, das muss ich wirklich euch überlassen.
Eberhard: Wie denkst du über die Bußfertigkeit von ihr? Glaubst du, dass sie bereit ist, ihren eigenen Geist aufzugeben, die Selbsterhöhung zu lassen und die Erlösung Jesu Christi anzunehmen?
Marie: Ja!
Eberhard: Nein, ich glaube das nicht.
Aus dem Kreis der Bruderschaft: Wir halten sie für vollkommen unbußfertig … insofern, sonst wäre sie innerlich weitergekommen, wenn zeitweise (?) diese Macht schweigt; denn in ihrem
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Herzen schlummert ein Sehnen nach der Nähe Gottes, nach der Gemeinschaft Gottes, nach Freiwerden und ein demütiges Kind Gottes zu werden; aber nun wird das auch von dieser Macht unterdrückt.
Eberhard: Das ist übrigens ganz richtig, das glauben wir auch für Luise und an Luise ..
Marie: (Sie hat) immer ein Verlangen zum Wort Gottes und entschiedenem Christentum gehabt, sonst wäre sie nicht nach dem Bruderhof gekommen, bloß wie gesagt, diese Macht rückt im gegebenen Augenblick dagegen.
Eberhard: Ich sehe das so wie du, wir alle. Ein Sehnen, Verlangen, Suchen ist da seit vielen Jahren und auch heute. (Dies ist) nicht dasselbe wie eine wirkliche Bußbereitschaft, Glaubensbereitschaft, wie der wahrhafte Wille des Glaubens, der Liebe … unbekehrter Zustand, unerneuerter Zustand, eigenwilliger, selbstischer Zustand, mit Sehnsucht, Verlangen und Suchen nach unendlichen … Viele Menschen, die (in) einem jahrelangen Sehnen, Suchen stehen und im Grunde doch nicht wollen. Das letzte wollen sie nicht.
Marie: Das habe ich wiederholt auch schon gesagt. Darauf kommt es größtenteils an.
Eberhard: So wie bei Max Lezzie und Hans Meier, das Sehnen kann man ihr nicht absprechen – durch hundertfach stärkere Beweise bewiesen als bei Luise. Und trotzdem sind sie nicht zur wahren Buße und zum wahren Glauben bereit, weil das selbstische Wesen, die eigene Verehrung ungebrochen ist, und das ist in Luise Gottheiner auch nicht gebrochen. Menschen, die dauernd der Wiedergeburt widerstreben und im selbstischen Irrwahn bleiben können nicht hierbleiben, nicht für lange Zeit .. Sie gefällt sich darin, diese dämonische Qual vor uns auszubreiten
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und dämonische Frechheit recht unverschämt hervorzubringen, (ist) nicht bereit, diese Dinge aufzugeben und ein ganz einfaches Menschenkind zu werden, ein unauffälliges Menschenkind zu werden, will sie nicht.
Das nennen wir den eigentlichen Widerstand gegen Gott.
Als der Vater Blumhardt die Hand aufgelegt hat, da war die Gottliebin reinen Herzens, ganz auf Gott gerichtet und wollte nichts anderes als Jesum Christum. Trotzdem war in dieses Mädchen der böse Geist gefahren, ein kindlich demütiges, gottgläubiges Menschenkind.
Wir haben gar kein Recht, die Dämonenaustreibung zu versuchen, wenn nicht die …
(Wir haben) konsequent dieses dreiviertel Jahr jede Dämonenaustreibung abgelehnt, weil das gerade ihrer Eitelkeit dienen würde. Es würde nichts geschehen, weil Gott dieses Theater nicht mitmacht.
Liebe Marie! Wir möchten dir zum Schluss noch folgenden vertraulichen Auftrag geben, weil du mit der lieben Luise schon manche Jahre bekannt bist und manchen Dienst …
So sollst du ausnahmsweise die Freiheit haben, solange sie noch da ist, zu versuchen, ihr innerlich zu helfen. Wir machen dich darauf aufmerksam, dass das für dich eine Krisis bedeutet. Wir alle bedürfen der Gnade. Deshalb bitten wir dich, das recht ernst zu nehmen und zu versuchen, diesen grundlegenden Unterschied zu erfassen zwischen dem kindlichen Geist und diesem überheblichen, eigensinnigen, frechen Geist. Und begreife: Diese beiden Geister dürfen nicht zusammen geduldet werden, unter keinen Umständen.
Alles Gute für die schwere Sache!
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Anlage zu EA 33
Bruderschaftssitzung am 28. Dezember 1932
(Arbeitstagung)
„Zwischen den Jahren“
Es wird vor Beginn der eigentlichen Sitzung kurz der Grund und Sachverhalt zu dem bedauerlichen Vorfall mit Luise Gottheiner am Abend des 27. Dezember vom Wortführer bekanntgegeben. Alfred und Hans Boller bekommen den Auftrag, alles Nötige zur Abreise vorzubereiten.
Eberhard: Wir wissen, dass wir in kindlicher Liebe jedem noch so schwachen Menschen eine Gelegenheit geben müssen, sich der Sache des Geistes auszusetzen. Kommen dann Sachen (vor), die den Geist der Gemeinde betrüben, muss der Diener am Wort Schluss machen.
Fritz Kleiner macht darauf aufmerksam, dass in diesem Zusammenhang auch bei Schwester Marie Unklarheiten bestehen. Sie soll nach einer Stunde vor die Bruderschaft geladen werden.
Eberhard: Die Gemeinde hat nicht die Macht, den Dämon aus dem Menschen Luise auszutreiben, sondern den Dämon aus der Gemeinde. Buße ist ein Gesinnungswechsel.
Die Gemeinde treibt die Dämonen aus, deshalb muss Luise fliegen. Wie können wir solche Schwierigkeiten vermeiden? Wir können es grundsätzlich nicht anders machen, als wir es bisher gemacht haben; wir können uns gegen Unglücksfälle seelischer Art nicht schützen, davor kann uns nur Gott schützen, und deshalb müssen wir ihn darum bitten. Immerhin können wir aus jedem solchen Zwischenfall lernen, und wir wollen versuchen, immer klarer und immer deutlicher festzustellen, wie der Betreffende zur Sache steht, zur Gemeinde, zum Reich Gottes, zum Gerichtstage, zu Gottes Allmacht. Wenn wir das einigermaßen erfassen, gibt es andere Hemmnisse nicht. Hier gibt es keine wesentlicheren
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Menschen, die in die Gemeindestunde kommen, während die anderen draußen bleiben. (Es ist) wichtig, dies immer wieder festzustellen, weil so ein dämonischer Geist uns in allen Sachen versuchen will. Es ist notwendig, die Klärung zu wiederholen. Wir haben nur das eine (zu tun), die Sache zu klären und im übrigen jedem Gelegenheit zu geben, an unserer Sache teilzunehmen, wenn er diese Ehrfurcht vor der letzten Sache bekundet. Alles übrige müssen wir Gott überlassen.
Das ist der Sinn unserer Anrufung.
11.10 Uhr: Marie (Eckardt).
Marie sagt, dass sie von mehr erwartet; sie meint, dass aus Luise der Dämon ausgetrieben werden kann, nicht vor allen, weil sie nicht glaubt, dass alle vom Geist geleitet werden.
Hiernach beginnt die Arbeitstagung (28. Dezember 1932, EA 33)
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Notizen aus Hellas Stenogramm im Anschluss an die Bruderschaft vom 28. Dezember 1932 (EA33). (Klärungen mit Luise Gottheiner)
Durch Schwester Marie E. ist Luise G. auf den Bruderhof gekommen und hat auf ihre Bitte hin sogar an der Gemeindestunde teilgenommen. Es stellte sich heraus, dass Luise unbußfertig ist und sich nicht von ihren Dämonen trennen wollte, worauf sie mit den Dämonen den Hof verlassen soll. Ihr Verhalten war ungezogen, sie hielt uns vor, dass es uns nicht gelungen sei, den Teufel aus ihr auszutreiben. Wir waren nicht der Meinung, dass der Teufel aus ihr ausgetrieben werden sollte, weil sie dazu absolut nicht willig war, und weil sie dies erzwingen wollte aus einem theatralischen Geltungsbedürfnis (heraus). Wir haben die Dämonenaustreibung abgelehnt, weil sie ja gar nicht bußfertig ist. Daraufhin haben wir uns veranlasst gesehen, (weil sie sich so überaus unbußfertig und dem Geist der Gemeinde gegenüber so frech benahm,) sie vom Hof zu weisen, so dass sie mit den Dämonen den Hof verlassen muss. Von einem Austreiben der Dämonen aus ihrem Körper kann gar keine Rede sein.
Eberhard zu Marie E.: Wir möchten gern deinen Eindruck wissen; wir möchten gern wissen, wohin sie gehen kann, ohne einen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden.
Marie E: Verwandte sind nicht da, außer einer Schwester. Vielleicht ist es möglich, dass eine Studienrätin in Magdeburg sich für sie einsetzen wird.
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Zuweilen können wir das große oder kleine Gebet der Brüder lesen, nicht, dass wir sagen: es wird jetzt gebetet, sondern dass wir vielmehr sagen: Wir wollen jetzt Gelegenheit geben, dass man sich in diese Anrufung Gottes hineinversetzen kann, wie die Brüder in alten Zeiten bei dem gemeinsamen Essen Gott angerufen haben.
Ob wir das jeden Tag tun sollten oder nur zuweilen (ist fraglich, weil die) Anrufung mit dem Vaterunser und mit dem Martyrium in Verbindung steht.
Die Sammlung vor dem Essen halte ich für ungemein wichtig, (vielleicht) zuerst noch nicht täglich, an den andern Tagen: in der Sammlung daran erinnern. (Schluss von EA33 vom 28. 12.1932)
Getippt Anne Reinhardt 7/2018
Gelesen Eva Hormann und Anne Reinhardt 7/2018