Eberhard Arnold

Über das Markusevangelium Kap. 1-13

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – T.S.H.]

EA 29/12

Über das Markusevangelium Kap. 1-13

Eberhard Arnold, 1. Januar 1929

Wir wählen heute das Markusevangelium. Wir tun es auf die Weise, dass wir aus dem Leben heraus die Wahrheitsreden Jesu kennen lernen wollen … Unter den vier Möglichkeiten wählen wir Markus, weil diese Nachricht Jesu die kürzeste, die tatsächlichste und die sachlichste Nachricht ist. Während das Matthäusevangelium eine besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse des jüdischen Volkes nimmt, während das Lukasevangelium im besonderen Rücksicht auf die Aussendung der Apostel in alle Welt nimmt, während Johannes die Geistesfarbe eines einzigartigen Evangeliums an sich trägt, so erfüllt das … Markusevangelium den einen Dienst, die Tatsachen Jesu ohne jede besondere Wirkungsabsicht zu bezeugen.

Evangelium heißt die Nachricht der Freude. Diese Nachricht wird durch ausgesandte Boten vertreten. Deshalb beginnt diese Nachricht mit der Aussendung (eines solchen Boten) wie Johannes (der Täufer). Sie beginnt mit diesem eigentümlichen Täufer durch das radikale Symbol der Umwälzung aller Dinge, also durch die Taufe. Diese Taufe ist bei Johannes der Hinweis auf die Beseitigung aller Hindernisse die die hereinbrechende Herrschaft über die Erde aufhalten. Dieser seltsame Mann, der in der Wüste draußen die Menschen zu sich ruft, dass sie in Scharen, zu Hunderten und Tausenden, hinaus kamen, spricht nicht von sich selbst. Er hat keine Meinung von eigener Größe oder Bedeutung, sondern ganz im Gegenteil. Er kommt sich vor wie eine Stimme, und nichts weiter. Und sein Hinweis

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führt von ihm weg auf einen anderen hin. Diesem anderen gegenüber weiß er sich ganz klein und er ist zu gering um seine Schuhriemen zu lösen. Und auch mit seinem radikalen Symbol der Umwälzungs-Taufe weiß er sich dem Kommenden gegenüber ganz geringfügig, denn er hat es wirklich mit Wasser zu tun, der andere aber wird es mit Luft zu tun haben, mit dem wehenden Wind, mit dem Odem Gottes, mit dem heiligen Geist. So wird Jesus eingeführt. Als aber der Wind zu Johannes kommt, senkt sich dieser wehende Geist in der leibhaftigen Gestalt eines unschuldigen Geschöpfes auf Jesus herab und Gott bestätigt diesen Jesus als seinen einzigartigen Sohn, als seine einzige Freude.

Dieser … Geist treibt Jesus zunächst in die Einsamkeit. Diese Einsamkeit war notwendig, um ihn vor die härteste Probe zu stellen, nämlich vor die Versuchung der Macht, der Existenz-Gründung auf irdische Dinge, und des materiellen Eindrucks auf die Menschen. In diesem (Moment) wird Johannes zunächst verhaftet und daraufhin tritt Jesus in die Öffentlichkeit. Er konnte warten. Er ist nicht als Konkurrent des Johannes aufgetreten … Nun tritt Jesus hervor und ohne das Bedürfnis, über Johannes hinaus etwas Neues zu sagen, sagt er die Wahrheit, die Johannes gesagt hatte: Jetzt ist die Zeit da. Jetzt kommt die Herrschaft Gottes. Jetzt müsst ihr anders werden. Jetzt müsst ihr glauben an die Nachricht. Was ist diese Nachricht? Nichts anderes als was Johannes gesagt hat. Gott kommt wirklich. Gott selbst ist da. Wenn er kommt wird es Herrschaft. Er herrscht bis jetzt nicht.

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Darauf wendet sich Jesus an die Menschen und ruft: „Geht mit mir.“ Sie müssen alle ihre Arbeiten verlassen. Wenn sie ein Schiff auf dem See hatten, und sich durch den Verkauf der gefangenen Fische ernährten, sagte ihnen Jesus: „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Sie verließen ihre Berufe und die Gegenstände ihres Berufs und gingen mit ihm. Jesus wendet sich also an Einzelne, ebenso sehr aber auch an die Masse. Er suchte die Menschen dort auf, wo sie waren. Er sprach auch anders als menschliche Redner zu sprechen pflegen. Er sprach mit Vollmacht, und Vollmacht ist Auftrag mit Verleihung der Kraft. Und zwar handelt es sich um einen Auftrag von Gott mit der Verheißung der Kraft, die nur Gott selbst hat. So sprach Jesus. Deshalb war sein Wort ein Schwerthieb. Menschen kommen ihm entgegen, die sind schwer krank, nervenkrank, gemütskrank würden wir heute sagen; Jesus sah tiefer. Es waren Menschen, die mit einem unsauberen Geist, oder mit mehreren Geistern behaftet waren, die entweder in ihnen lebten, oder um sie herum gelagert waren. Diese Menschen lieben Jesus. Er liebt sie so, dass er den Geist, oder die Geister bedroht, dass er dem Geist, oder den Geistern gebietet. Er befiehlt also nicht diesen gequälten Menschen, sondern er gebietet den Geistern, durch die diese Menschen gequält sind. Und diese Geister antworten Jesus. Sie erkennen ihn als den, der er ist. Und sie spüren es, dass er sie vertreibt und stürzt. Sie bekennen Jesus als den Heiligen Gottes, als den Messias-Herrscher des Reiches Gottes und sie gehorchen ihm unbedingt.

Das also ist die Wahrheit, die Jesus verkündigt, das Gebieten über die Geister, dass Gott selbst der Stärkere ist als alle anderen, die Götter zu sein scheinen. Das ist die

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Wahrheit, die Jesus bringt. Diese Wahrheit erweist sich allen Menschen gegenüber. Eine ältere Frau, die Mutter des Petrus, hat Fieber. Vielleicht gar nicht unbedingt eine lebensgefährliches Fieber. Jesus ergreift sie bei der Hand und gebietet dem Fieber. Die Frau wird fieberfrei und ist sofort arbeitsfähig. So kam es, dass sich bald eine große Menge um Jesus versammelt und sie bringen ihre Kranken und Leidenden. Jesus heilte viele Kranke und trieb dämonische Geister aus. Nicht alle heilte er, nicht bei allen trieb er die Geister aus. Viele heilte er und bei Vielen tat er es.

Diese Arbeit füllte Jesus vollkommen aus. Er hatte den Tag über keine Zeit. Er wanderte von einer Ortschaft zur anderen. Überall beherrschte er die Geister. Deshalb liebte er die Nacht zur Stille. Der Tag war für das Schaffen da. Die Nacht war für das Rufen zu Gott da. Jesus hatte kein Zimmer, das ihm zur Verfügung stand, keine Tür, hinter der er sich einschließen konnte. Sein stiller Platz war die Trift, oder der Wald oder der See, oder der unbebaute Berg. Die Natur war es, in der Jesus Gott begegnete. Die Menschen sahen es nicht gern, dass Jesus in die Stille ging, sie suchten ihn, wenn er Gott suchte. Sie liefen hinter ihm her und riefen: „Jedermann sucht dich, alle wollen dich sprechen.“ Und Jesus gab die Antwort: „Wir müssen von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf gehen; denn ich muss überall hin die Wahrheit bringen. Dazu bin ich gesandt.“ Während er wanderte, kamen eine Menge Menschen zu ihm. Aussätzige wurden gereinigt und geheilt. Gelähmte, denen niemand mehr helfen konnte, wurden zum freien und gesunden Gebrauch ihrer Glieder gebracht. Leute, die auf einer Tragbahre

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getragen wurden, waren imstande, die Tragbahre unter den Arm zu nehmen und mit ihr zu gehen.

Jesus war nicht ein Arzt, der sich um diese äußeren Dinge an und für sich kümmerte, ihm galt es ja nur, dass Gott herrscht. Ebenso musste er den Menschen daraufhin anpacken, dass seine Sünde hier voll weggetan und abgetan werden sollte aus seinem Leben. Das ist der Sinn von vergeben, das Gegenteil von geben und (hintun): wegnehmen, dass alles Schlechte weggenommen wird. In seinen Worten offenbarte sich die Liebe, die sich zur (Sündigkeit) besonders geneigt fühlte. Warum kommt er gerade mit solchen ausgesprochen unheiligen Menschen zusammen, wie mit Wucherern, Kapitalisten, Handelsjuden, Huren, Dirnen oder Prostituierten? Das war eine sehr auffallende Erscheinung im Leben Jesu. Sie war ungewohnt unter moralischen Vertretern des Volkes. Jesus gibt die Antwort: „Nur die Kranken brauchen den Arzt, nur die Schlechten brauchen die Umkehr. Ich bin der Arzt. Ich bin die Umkehr. Also bin ich nur für die Kranken und für die Schlechten gekommen.“ Etwas verwunderlich war es für die Menschen, dass die Schar, die mit Jesus ging, alles das … Jesus gibt klaren Bescheid. Er sagt: „Wo ich bin ist Hochzeit, hier ist das Neue gekommen, und hier könnt ihr nicht die alten Versuche Gott näher zu kommen durch Nahrungsvorschriften erneuern. Hier ist etwas ganz Neues da. Der Mensch wird nicht dadurch schlechter durch das, was er in seinen Leib aufnimmt, durch Essen, sondern er wird dadurch schlechter, was er in sein Herz, in sein Inneres aufnimmt. Aus diesem Inneren des Willens kommt alles Schlechte heraus. Was ihr Schlechtes tut, das tut ihr aus dem inneren Herzpunkt des Willens

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heraus. Der Wille muss getroffen werden. Alle anderen Versuche sind vergebens.“ So war es denn für die Freunde Jesu ganz klar, was sie zu tun hatten. Er rief sie zu sich, und zwar die, welche er wollte. Er ist der Sünder Führer, der seine Gefolgschaft ruft. Nicht die Gefolgschaft wählt ihn, sondern er ruft sie. Nun sendet er die, die er haben will, aus zu den Menschen. Er gibt ihnen den Auftrag, die Krankheiten zu heilen und die Dämonen auszutreiben. In seinem Namen sammelt sich um ihn eine Volksmasse. Seine Verwandten sagen: „Er ist wahnsinnig. Man kann gar nicht mit ihm reden.“ Andere sagten: „Er ist nicht nur wahnsinnig, er ist besessen. Wenn er nicht den größten Teufel in sich hätte, könnte er die kleinen Teufel ja nicht austreiben.“ Darauf antwortet Jesus mit dem entscheidenden Wort der … Ja, es handelt sich um die Hauptgebiete des Herrschers der Finsternis. „Dass ich in dem Hausrat der Dämonen diese Macht entfalte und die Dämonen überwinde, sollte euch zeigen, dass etwas viel Gewaltigeres geschieht. Der starke Geist der Finsternis, der oberste Teufel, ist gebunden und besiegt. Seine Weltzeit geht zu Ende. Und weil Gott herrschen wird, deshalb werde ich die Teufel austreiben und die Kranken heilen. Hütet euch also zu sagen, ich hätte einen unsauberen Geist. Ich habe den heiligen Geist. Versündigt euch nicht an dem heiligen Geist.“ Auf das Schelten seiner Verwandten antwortete er: „ Ich sprecht von meiner Mutter und meinen Brüdern. Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Nur wer den Willen Gottes tut und das will, was Gott will und tut, der ist mir Mutter und Bruder.“

Die Wahrheit, die Jesus durch sein Wort und sein Wirken vertrat, suchte er durch anschauliche Bilder zu zeigen

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und er zeigte in diesen Bildern, was die Kampfgebiete des Satans sind, durch die er die Kraft der Wahrheit zu beseitigen sucht. Es ist die Existenzsorge, der Besitz, und es ist die begehrliche Lust des körperlichen besitzen und besiegen Wollens. Diese Dinge sind die entscheidenden Mittel, mit denen der Fürst dieser Welt das Leben verdirbt und die Frucht abtötet. Demgegenüber wirkt nur eins: das Licht. Die Geister haben im Dunkeln gestreut. Ihr sollt im Hellen leben und hell sein. Ihr sollt das Licht, das heißt Gott selbst, auf dem Leuchter halten. Dann geht hinaus. Die Welt ist dunkel. Sie braucht Licht. Die Ernte ist reif. Die Menschen warten nur darauf, dass sie umgeworfen und neu hingestellt werden. Es fehlt nur an (Arbeitern) für die Ernte. Das Saatkorn ist klein, aber wenn die Kraft, die von Gott ist, in dem Saatkorn wirkt, dann wird es gewaltig. So ist das Reich Gottes. Es erscheint heute den Menschen klein, und zwar deshalb, weil der Satan noch seine große Gewalt auf der Erde ausübt. Das kleine Saatkorn ist das wahre Leben. Es wird stärker sein als die große Macht des Teufels.

Jesus sah in der ganzen Natur Gott und den Satan. Wenn die Stürme und das Wasser tobten, dann gebot er dem Wasser und den Wellen, und die Wellen mussten sich legen, und der Sturm musste schweigen. Und seinen Freunden sagte er deshalb: „Ihr könnt keine Angst haben, immer wenn ihr den Glauben habt.“

Die größte Gewalt aber, die in der Natur gegen Gott wirksam ist, ist der Tod. Es kommen Menschen zu Jesus, die ihn zu Verstorbenen rufen. Hier kommen wir an das Ungeheuerste, was denkbar ist. Dostojewski hat recht, wenn er sagt: „Die Auferstehung von den Toten ist das Evangelium.“ Jesus ist der

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Wirkende des Lebens, das was Gott selbst ist, so gewiss, dass er eine Frau unterwegs heilte, indem er sagte: „Es geht Kraft von mir aus.“ Und dann ging er zur Verstorbenen. Die Leute lachten ihn aus. Er nahm das Kind bei der Hand und rief: „ Ich sage dir, stehe auf.“ Hier ist der Gebieter jener Gewalt gegenüber, die kleiner ist als die Macht Gottes.

Die Menschen werden immer erschrockener über dieses Auftreten, und immer mehr Menschen ärgern sich über dieses Wunder. Denn sie können es nicht vertragen, dass unter ihnen etwas geschieht, was ganz anders ist als das, was sonst unter ihnen geschieht. Umso entschlossener und entschiedener geht Jesus an die Aussendung, denn jetzt merkt er, die Sache treibt zur Krisis. Er nimmt seine Freunde und gibt ihnen die Vollmacht in die Hand über die Geister, und gibt ihnen eine bestimmte Instruktion auf den Weg. Keinerlei Besitz dürfen sie haben, nicht einmal einen Stock oder eine Tasche, nicht einmal Schuhe an den Füßen. Nichts können sie besitzen. Als völlig Eigentumslose gehen sie hinaus in die Welt und verkünden den Menschen, dass sie völlig umkehren, von Grund auf anders werden. Sie heilen die Kranken und treiben die Dämonen aus. Wo die Menschen sie nicht aufnehmen wollen, nehmen sie nichts mit.

Die Verfolgung, die schon lange Zeit ein Hinderungsgrund (war), spitzt sich zu. Herodes, der Vizekönig, wird aufmerksam. Einesteils bekommt er Angst. „Sollte in Jesus Johannes auferstanden sein, dessen abgeschlagenes Haupt ich gesehen hatte?“ Es wird ihm unheimlich, denn Johannes hatte ihm gesagt, dass es nicht recht sei, das er seinem Bruder die Frau weggenommen hatte. So war denn die Katastrophe gekommen, dass auf die

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Forderung der Tänzerin hin, der König ihr alles versprochen hatte, was sie fordern würde. Die Freunde Jesu wussten, dass Herodes, der auch auf Jesus aufmerksam geworden war, … Jesus ging von neuem in die Stille, aber das Volk lief ihm nach. Jesus hatte immer, wenn er Menschen sah, Herz, auch ein tiefes Gefühl hatte er, so oft er Menschen sah, ein Gefühl, das er mit seinem Empfinden für der Natur vertrat (verband). Jesus liebte die Natur ungemein. Er spricht gern von den (Tieren), von den Herden, von den Vögeln, von den Füchsen, von den Hunden, von den Winden, von den Sternen, von der Sonne, von dem Blitz, von dem Regen, von allem, was wir in der Natur finden, und so ist sein Herz, was er den Menschen gegenüber empfindet, am besten vergleichbar mit dem Herz, dass er verlassenen Tieren gegenüber empfindet, die schmählich der Not ausgesetzt sind. So sorgt Jesus für die Masse, die ihm folgt, und er sagt ihnen die Wahrheit in langen Reden, und er gibt ihnen zu essen. Scheinbar sehr wenig, aber in Wirklichkeit sehr viel. Er gibt ihnen allen gleich, und er lässt keinen aus. Denn sein Wesen ist die Gerechtigkeit der vollkommenen Liebe. Und wenn nur fünf Brote und zwei Fische da sind und Tausende wollen davon essen und die Tausende müssen satt werden, dann kann man nicht etwas nur fünfzig von dem Brot und dem Fisch geben.

Immer wieder geht Jesus, so oft ihn die Massen frei geben, auf den Berg oder auf das Wasser. Immer wieder finden ihn die Menschen, und immer wieder geht er zu den Menschen. Immer wieder finden wir ihn in der Einsamkeit, in dem Rufen zu Gott. Und die Herzen der Menschen treibt es zu ihm, und ihn zu den Menschen.

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Die immer stärkere Zuspitzung des Konfliktes forderte Jesus heraus, er ging zum Gegenangriff vor. Er sagte von den Frommen und (Ethikern), diese Art Menschen arbeitet mit den Leuten, aber das Herz bleibt unberührt. Alle ihre Bemühungen bleiben vergebens. Was Menschen wollen, verstehen sie, aber, was Gott will, das tun sie nicht. Hier kommt es nun darauf an, dass wir nur das tun, was Gott will.

Dass dieser Wille Gottes die völlige Liebe ist und nichts anderes, das zeigt Jesus immer wieder den Menschenmassen gegenüber. „Es geht mir ins Herz, wenn ich die Menschenmasse sehe. Ich muss ihnen geben, was ich zu geben habe. Hütet euch vor dem Fasten in langen Talaren, hütet euch vor den Heiligen mit den heiligen Gesichtern. Hütet euch vor denen, die euch kein Brot geben. Ihr müsst die Menschen suchen.“

Diese Menschen nun, die Jesus suchte, und von denen er das Unmögliche wollte, fragten: „Was ist es mit diesem Manne?“ Aber der Kreis derer, die Jesus zusammengerufen hatte, hatte die Antwort: „ Du bist der Messias König, der kommende Herrscher. Du wirst die Welt so führen, dass Gott herrscht.“ Aber Jesus sagt: „Hört das Neue. Ich muss verworfen und verstoßen werden“. Und Petrus sagte: „Nein, das soll nicht geschehen.“ Jesus fuhr ihn an: „Du willst nicht was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Das müsst ihr fassen: Wer mit mir gehen will, der muss sich selbst verlassen. Wer sein Leben für sich haben will, verliere es. Wer sein Leben aufgibt an mich, dass er es nicht für sich hat, der bekommt das Leben. Deshalb müsst ihr Gott haben, ich zeige euch den Weg des Lebens.“

Jesus steht auf dem Berge wie ein Licht, als der Sohn Gottes. Sie sehen Jesus allein als den Bringer der Wahrheit,

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als den Herrscher über alle Geister. Und doch ist unter der Schar der Freunde Jesu die Kraft, die in Jesus war, nicht immer durchgeschlagen. So konnten einmal die Jünger einem dämonischen Menschen nicht helfen, und Jesus wendet sich an jene und sagt: „Ihr seid eine ungläubige Gesellschaft, aber gut, ich werde es in Angriff nehmen.“ Und er trieb den Geist aus. „Wenn ihr nur glauben könntet! Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt. Ihr könnt nicht glauben, weil ihr Ehre und Ansehen sucht. Alle Dinge sind möglich, allen denen die da glauben.“ Die Menschen antworteten: „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!“ Die Jünger fragten: „Warum können wir nicht Teufel austreiben?“ „Ihr müsst rufen und euch härteste Entbehrungen auferlegen.“

An diesem allen wird es immer klarer: Jesus muss sterben. Seine Freunde verstanden es immer noch nicht. Sie wollten groß sein. „Wie Kinder müsst ihr werden, und wie Kinder vertrauend werden, nur dann könnt ihr in das Reich Gottes kommen. Die einfachste Tat, wie wenn ihr jemandem ein Glas Wasser gebt, das sind die echten Taten. Was ihr dem Verachtetsten tut, das tut ihr mir.“ Überhaupt wird hier klar die Bedeutung des Geringsten. „Wenn etwas in eurem Körper euch etwa zum Schlechten bringt, haut dieses Glied ab. Euer Wille muss hart sein, bis zum Hände und Füße abhacken, sonst könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen.“ Und merkwürdig, diese unerhörte Anspannung des Willens, und gleichzeitig das Kind werden! „Den Kindern gehört die kommende Herrschaft des Reiches Gottes. Wer die Herrschaft Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, der kann nicht in das Gebiet des Reiches Gottes kommen. Wo Gott herrscht, ist nur Gott. Gerade die Kinder wissen es.“

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So kommt ein großer Mann zu ihm, und sagt: „Guter Meister.“ Jesus sagt: „Ich bin gut. Bist du, wo ich bin, bist du gut. Hast du alle Gebote gehalten, gut, dann handle, verlasse alles und gib es den Armen und komm und gehe mit mir und lass dich unterrichten.“ Der Mann ist weggegangen und Jesus hat gesagt: „Es ist eine schwere Sache, reiche Leute und Reich-Gottes-Herrschaft. Leichter geht ein großes Tier durch ein Nadelöhr hindurch als dass ein reicher Mann mit Besitz ins Reich Gottes kommt. Unmöglich, aber bei Gott ist es möglich.“

Da sagt Petrus: „Wir haben alles verlassen. Wir haben es geschafft. Was wird uns dafür?“ Jesus sagt: „Du hast recht, wenn jemand sein Haus verlassen hat, seine Brüder und seine Frau und seine Äcker verlassen hat, so wird er nicht zu kurz kommen. Er wird es hundertfach bekommen. Auch in ihm leben; aber freilich mit Not und Verfolgung und Tod. Die sich die Besten dünken, die müssen hinten nach gehen.“

Der Tod rückte näher und näher und Jesus fragte seine Jünger: „Könnt ihr den Giftkelch trinken, den ich trinke? Wollt ihr meine Taufe auf euch nehmen? Johannes sagt: ‚Mit Wind und Odem taufen‘! Ich sage euch, ich werde euch mit Blut und mit Feuer taufen. Ihr müsst den Weg gehen. Ihr müsst in meinen Tod hinein. Das weiß ich. Aber wer im Reich Gottes eine besondere Geltung haben wird, das weiß ich nicht. Wer unter euch groß sein will, der werde der Knecht und Diener aller und gehe voran zu sterben. Ich bin nur gekommen, dass ich euch diene und mein Leben verliere für euch. So handelt auch ihr!“

Nach diesem geht Jesus, um die Feindschaft vieler herauszufordern, mit seine Schar in die Hauptstadt. In einem

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feierlichen Aufzug, welcher die Armut Jesu betont, geht er in den Tempel. Er nimmt eine Peitsche und treibt das Vieh zum Tempel hinaus, und wirft die Stühle und Tische um, an denen Geldgeschäfte gemacht wurden. Die Empörung wuchs. Seine Freunde fragen ihn. „Aus was für einer Vollmacht darfst du das tun?“ Jesus sagt: „Aus welcher Vollmacht hat Johannes der Täufer gehandelt?“ Sie wussten nicht, was zu antworten. Jesus wusste, „Johannes der Täufer war von Gott und ich bin von Gott. Alles was ihr wollt, wird euch werden. Nur müsst ihr vergeben und mit Gott und allen Menschen eins sein. Denn Gott ist die Einheit. Nur müsst ihr allen euren Willen unter den Willen stellen, dass der Rat Gottes auf die Erde kommt. Wenn ihr das tut, könnt ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch gegeben werden.“ Gegen Ende seines Lebens ging Jesus immer stärker auf die Zukunft aus. „Man wird mich umbringen, wie ihr die Propheten umgebracht habt.“

Da zeigt ihm einer des Kaisers Münze: „Müssen wir dem Kaiser Steuern zahlen?“ Jesus sagte: „Ich habe euch immer gesagt, verkauft alles was ihr habt und gebt es weg. Diese Münze zeigt, sie gehört dem Kaiser. Ihr gehört Gott. Ihr wisst nichts von der Kraft Gottes. Ihr wisst nicht, wer Gott ist, der Gott der Lebendigen. Ihr wisst nicht, dass Gott ein einiger Gott ist, dass ihr Gott von ganzen Herzen und mit allen Kräften lieben müsst, dass ihr zu jedem eurer Mitmenschen so sein müsst, wie zu euch selbst. Sobald ihr das erkennen würdet, was Gott ist (und wie kam eine Liebe und wie kam diese Liebe zum den Menschen …?), dann würdet ihr in das Reich Gottes gelangen können. Dann würdet ihr begreifen, was es

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ist wenn Gott herrscht. so könnt ihr davon nichts (erwarten). Diese Herrschaft wird dadurch offenbar werden, dass Jesus selbst zur Rechten Gottes alle Gewalt haben wird über alle Himmel und die ganze Erde und ihr, so wendet er sich an seine Freunde, „ihr werdet hineingeraten in Kriege und Nöte, und sie werden euch verhaften und vor die Behörden schleifen und ihr müsst die Nachricht über die ganze Erde bringen. Wenn ihr zur Verantwortung gezogen werdet, braucht ihr euch nicht zu überlegen, was ihr sagen werdet. Der heilige Geist wird über euch sein, während ihr von euren eigenen Verwandten dem Gericht übergeben werdet, wenn ihr von allen Menschen gehasst werdet, … Der Geist wird euch sagen, was ihr zu sagen habt. Ihr werdet keine Zeit haben, eure Sachen zu holen. Es wird eine Not über die Erde kommen … Dann werden falsche Christusse kommen. Ihr aber, sehet euch vor!“

Von Tata aufgenommene Ansprache von Eberhard, 1. Januar 1929

übertragen von Martha Arnold, März-April 1969