Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, 31. Mai 1934 (Meeting Transcript, May 31, 1934)

EA 34/02

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date May 31, 1934
Document Id 0000000113_01_S
Available Transcriptions English German

Meeting Transcript, May 31, 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – T.S.H.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 34/2

About Friendship and Engagement

Talk with a few people from the Ziegelwald Settlement near Eisenach

(see also EA 23/c)

Rhönbruderhof May 31, 1934

B cannot put a stop to anyone, but J can corrupt people. Taking an overall view, there cannot be a greater contrast than that between the Bruderhof and Eisenach. The difference is that here allowances are made; here psychopathic people have what they need.

We are starting a discussion that shall lead us to love fully.

[Someone from Eisenach]...put myself heart and soul into these days, to be awake and ready to receive into the depths of my heart, everything that comes to me, with the especial longing that it may go to the depths. There were two ways which have concerned us deeply, which are particularly important and remain a question for us. On one hand there is this strong participation in the character of the expectant church; on the other is the fact that in the world, in life outside, innumerable things happen, and that there are innumerable people, living among them, people to whom we are deeply bound, who cannot join such a way. In the face of this reality the question arises in us whether we can withdraw from our responsibility to this circle of friends.

From your point of view I can see that you do not withdraw from them. Just to take it in, to be completely open to what I receive from you.

L.: I have the impression and have felt that a spirit is really ruling here, and I feel that with me, too, one has to wait until the spirit moves and directs. Perhaps there are people who cannot be gripped by this spirit. No one can make it happen of himself; one has to wait.

Eberhard Arnold: We do not want a separate kind of spirit here. We want the all-embracing Spirit which is right for all men at a given hour.

Arno Schill: I want a different life from that in Ziegelwald.

Eberhard: You would like to unite with us for your whole life, to live in community and to be gathered into God's Kingdom?

Arno Schill: Yes, that is why I came here.

Eberhard: You want to view the question about the novitiate as a request?

Arno Schill: Yes.

Werner: I feel I am much freer now.

Waltraut: I want to wait and see for the present. I came here meaning to stay. I find it so terribly difficult; this recognition is so dreadful that we are torn away from people whom we have come to love.

Eberhard: We want through our Bruderhof life to have true loyalty toward these people.

About friendships and engagement: It is one of the forces working in our lives when people are gripped by human love and one heart is moved toward another. A stimulation of what is best and most holy comes from the most genuine of such experiences. But I have the impression that because of his unclarity and confusion it was not given Bernhard to point young people toward the full depth of an engagement fulfilled in the right spirit.

We understand an engagement in the following way: that young people want to meet each other in the spirit of the church, first to become united in the atmosphere of the spirit and then, from this unity of spirit, let their hearts move them to an emotional stimulation. This is an erotic stimulation—not that unity of spirit is sought by means of erotic stimulation, but that starting from unity in spirit, people come nearer to each other also in the emotional and erotic spheres.

We go even further and say: even if there is a fullness of human love, an exaltation and inspiration through erotic love, this is not sufficient for a marriage in the church, but this must rather be preceded by unity of spirit in the bond of peace, a particular experience of unity between the two people. This means that they have received an absolutely holy and particular task from the Spirit of the Church; this task is to represent within the Church of God the mystery of what a unity God has with his people, the one God with his one people; the unity Christ has with his Church, the one Christ with his one Church; and that this penetrates still further, so that the next degree of unity is shown: the unity of the Holy Spirit with the human spirit. Then, through this unity, body and soul, with their physical functions within this unity of two, have direct participation in the creative working of God—something very deep and extremely rare.

Versammlungsprotokoll, 31. Mai 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers T.S.H.]

EA 34/2

Etwas über Verlobung und Freundschaft

Aussprache mit einigen von der Ziegelwald Siedlung bei Eisenach

(siehe auch EA 231c)

Rhönbruderhof, 31. Mai 1934

B[ernhard] kann niemand einen Halt geben, aber J. kann die Menschen verderben. Aufs Ganze gesehen gibt es keine größeren Gegensätze wie der Bruderhof und Eisenach.

Der Unterschied, daß hier eben Raum ist, daß hier Psychopathen das haben, was sie eben brauchen.

Wir stehen am Anfang einer Aussprache, die uns ganz zur Liebe führen soll.

[Ein Eisenacher:] . . . diese Tage mich ganz hineinzustellen, ganz wach und offen alles bis zuletzt in mich aufzunehmen, was auf mich zukommt . . . in dem besonderen Wunsch, daß es möglich wäre bis zum Letzten. Zwei Wege waren es, die uns besonders dabei bewegt haben, die für uns besonders wichtig und als Fragen offen blieben. Das eine ist dieses starke Miterleben des Charakters der erwartenden Gemeinde, das andere ist die Tatsache, daß nun in der Welt, im Leben draußen unendlich viel geschieht, daß unendlich viele Menschen, die im Leben stehen, mit denen wir auch zutiefst verbunden sind, den Weg nicht mitmachen können. Dieser Wirklichkeit gegenüber ergibt sich uns die Frage, ob man sich dieser Verantwortung dieses Freundeskreises entziehen kann.

Von Euch aus sehe ich es ganz klar, daß Ihr Euch dem nicht entzieht. Nur aufnehmen, ganz offen sein für das, was ich von Euch bekomme.

L.: Ich habe den Eindruck und habe erlebt, daß hier wirklich ein Geist herrscht und fühle auch bei mir, daß man so lange warten muß, bis einen der Geist treibt. Vielleicht gibt es Menschen, die von diesem Geist nicht erfaßt werden können. Man kann es ja selber nicht machen, man muß warten.

Eberhard Arnold: Wir wollen hier keinen Sondergeist, wir wollen den umfassenden Geist, der für alle Menschen das Richtige ist zur gegebenen Stunde.

Arno Schill: Ich will ein anderes Leben wie drüben in Ziegelwald.

Eberhard: Du möchtest dich gerne mit uns vereinigen für dein Leben, um in Gemeinschaft zu leben und dich auf das Reich Gottes zu sammeln?

Arno Schill: Ja, deswegen bin ich hierhergekommen.

Eberhard: Die Noviziatsfrage möchtest du als eine Anmeldung auf fassen?

Arno Schill: Ja.

Werner: Ich fühle mich jetzt viel freier.

- - -

Waltraut: Ich möchte den heutigen Tag noch abwarten; ich bin hergegangen, um hier zu bleiben. Mir fällt es so furchtbar schwer, diese Erkenntnis, wie furchtbar es ist, daß man von den Menschen abgerissen ist, die man so liebgewonnen hat.

Eberhard: Wir wollen durch das Bruderhofleben diesen Menschen gegenüber erst mit der rechten Treue begegnen.

Über die Verlobungen und Freundschaften: Es gehört das zu den Kräften im Leben, wenn Menschen durch die menschliche Liebe betroffen werden und wenn sie von Herz zu Herz bewegt werden. Eine Anfeuerung des Besten und Heiligsten gehört zu dem Echtesten. Aber ich habe doch den Eindruck, daß es Bernhard infolge seiner Unklarheit und Verworrenheit nicht gegeben war, den jugendlichen Menschen die ganze Tiefe eines vom rechten Geist erfüllten Verlöbnisses zu zeigen.

Wir fassen Verlobung so auf, daß in dem Geist der Gemeinde sich jugendliche Menschen begegnen wollen, vom Geist und in der Atmosphäre des Geistes zunächst einig werden und daß sie dann von dieser Geisteseinheit aus in die seelische Schwingung der Herzensbewegung hineinkommen, die eine Erosschwingung bedeutet, daß nicht von der Erosschwingung aus eine Geisteseinheit gesucht wird, sondern daß von der Geisteseinheit aus, von der besonderen Beziehung des Geistes aus, auch im Seelischen, auch im Erotischen die Menschen einander näherkommen.

Wir gehen darüber hinaus und sagen: Auch das seelisch Erfüllte, erotisch Beschwingte ist uns nicht genug für eine Gemeindeehe, sondern es muß vielmehr eine Einheit im Geist durch das Band des Friedens, ein besonderes Geisteserlebnis der beiden Menschen vorangehen. Es bedeutet, daß sie von dem Geist der Gemeinde einen ganz heiligen Sonderauftrag bekommen haben, nämlich in der Gemeinde Gottes das Geheimnis zu vertreten, welche Einheit Gott mit seinem Volk hat, der eine Gott mit seinem einen Volk, welche Einheit Christus mit seiner Gemeinde, der eine Christus mit der einen Gemeinde hat, daß das weiterdringe, indem die nächste Einheit offenbar wird, die Einheit des heiligen Geistes mit dem Menschengeist, dann weiter von dieser Einheit aus nun auch Seele und Leib mit ihren körperlichen Funktionen in eine Einheit zwischen Zweien, die eine unmittelbare Anteilnahme an den schöpferischen Funktionen Gottes ist, etwas sehr Tiefes und überaus Seltenes.