Notes

Das Verzweifeln an Gott

EA 12/03. Lecture notes.

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date September 22, 1912
Document Id 0000000058_42_S
Available Transcriptions German

Das Verzweifeln an Gott!

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - A.D.]

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im Europäischen Hof, Kasinostrasse 6/7

Redner: Dr. Arnold - Halle

Sonntag, 22. September: Das Verzweifeln an Gott.

Montag, 23. " Das religiöse Ringen der Jetztzeit.

Dienstag, 24. " Uebermensch und Persönlichkeit.

Mittwoch, 25. " Jesus, wie er wirklich war.

Donnerstag, 26. " Der Gott des historischen Jesus und das Elend.

Freitag, 27. " Wert und Recht des einzelnen Menschen.

Sonnabend, 28. " Der Bankerott der Lebensverneinung.

Sonntag, 29. " Die Bejahung des Lebens.

Eintritt frei. Beginn abends 8 1/2 Uhr. Reserviert 50 Pfg.>

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Erfurt. September 1912

EA 12/3 (I)

I.

Das Verzweifeln an Gott!

A. Ein düsteres Thema hat uns zusammengeführt. Das Verzweifeln an Gott! Nichts Furchtbareres gibt es als die Verzweiflung: Bedeutet sie doch

den Zusammenbruch aller Hoffnungen,

den Verlust jeder Zuversicht,

den Tod aller Freude

ja das Zerbrechen der Lebenskraft selbst.

Es ist die Zeit der harten Tatsachen.

Nicht der theoretische Zweifel an Gott soll uns beschäftigen. Nicht des Gedankens Blässe soll unsere Entschließungen beeinflußen. Nein, die Tatsachen, das Leben selbst wollen wir ins Auge fassen! Nicht die Studierlampe des Gelehrten soll unser Problem beleuchten. Sondern in das Tageslicht des wirklichen Lebens wollen wir es stellen! Muß nicht einer der genialsten Atheisten unter den Gelehrten das entscheidende Zugeständnis machen:

"Unsre Voraussetzung ist, daß kein Gott ist." (Nietzsche) was nützt uns das Talglicht unbewiesener Voraussetzungen? Graf Leo Tolstoi hat in diesem Punkte den Nagel auf den Kopf getroffen:

"Ebenso wenig wie man das Licht beleuchten kann, kann man die Wahrheit der Wahrheit beweisen."

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Also nicht Beweis und Gegenbeweis soll den heutigen Abend ausfüllen. Sondern einen praktischen Dienst wollen wir leisten, und zwar denen, die etwas davon zu sagen wißen, was Verzweifeln bedeutet!

B. Es ist das praktische, wirkliche Leben das Goethe im Epimenides zu dem erschütternden Ausruf hingerißen hat: "Wo der Mensch verzweifelt, lebt kein Gott"

Verzweiflung ist das finstre Gegenteil des lichten Lebens. Nicht der Zweifel, nur Verzweiflung verschüttet uns den Weg zu Gott!

"Wo der Mensch verzweifelt lebt kein Gott."

[inserted in margin]: Frage? Nein! Nicht

Den Zweiflern den Kleingläubigen und Furchtsamen ist leicht geholfen. Ein einziger Blick hinauf zu den Höhen wahren Lebens: Und ihr Gang i t aufrecht, ihr Auge frisch ihr Kopf hoch!

Die Verzagten aber, die Verzweifelten - sie sind draußen: Sie haben keinen Teil am Leben. Sie sind lebendig tot.

1) Aber wie kommt denn der Mensch zum Verzweifeln an Gott?? Ist es nicht ein altbewährtes Wort: Not lehrt betnen! Und ist nicht das Beten jener freudige Aufblick, der den vollendeten Gegensatz t der Verzweiflung ausmacht?

[inserted in margin]: Wenn man diesen Pulsschlag des Volkes versteht.

Je länger der Krieg dauert, umso

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Wären sie nicht, im Ganzen genommen, nichts-würdig so würde ihr Schicksal, im Ganzen genommen nicht so traurig. Könnte man allen Jammer der Welt in eine Wagschale legen und alle Schuld der Welt in die andere; so würde gewiß die Zunge einstehen.

Außer dem beschriebenen, mit der Bosheit aus einer dem sehr heftigen Willen entsproßnen und daher von unabtrennbaren Leiden, ist ihr nun aber noch eine ganz verschiedene und besondere Pein zuges die nach der Länge ihrer Dauer, Gewissenbiß oder Gewissensangst

526 die Erlösung: Kein Wille, keine Vorstellung, keine Welt.

Vor uns bleibt allerdings nur das Nichts.

Heute im Kriege fühlen wir alle mit Goethe und kennen

Vielleicht ist mancher da, der das Leid der Menschen nicht kennt, dem von dem modernen Dichter zugerufen werden muß:

1.)"Nur zu! Laß nur die Leute stehn, die fremd und finster dich besehn, und lach sie aus, die Lastkamele! Nur zu! Es kommt ein Tag, da blickst du fremd dich selbst an und erschrickst: - vor der Beladenheit der Menschenseele! Magst du den Anblick gut bestehn!

2.) Oder, wie derselbe Richard Dehmel die eigene Sehnsucht, den eignen Schmerz zurücktdrängt und hinweist auf das Stöhnen der Millionen:

3.) Was weinst du, Sturm ?Hinab, Erinnerungen! Dort pulst der Dunst der Weltstadt zitternd Herz Es grollt ein Aufschrei von Millionen Zungen Nach Glück und Frieden: Wurm, was will dein Schmerz! Nicht sickert einsam mehr von Brust zu Brüsten Wie einst die Sehnsucht, nur als stiller Quell; Heut stöhnt das Volk nach Klarheit, wild und gell. Und du schwelgst noch in Wehmutslüsten.

4. Kennst du die gewaltige Erschütterung der Seele, in der Faust ausruft: "Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an!"

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Jetzt im Kriege

Kann man da ein Verzweifeln begreifen, welches den Einzelnen nicht für sich, nein, im Blick aufs Ganze erbeben läßt?

1) Und doch: gerade deshalb verstehen wir den Einzelnen - ist die eigne Not das selbst erlebte Elend, die persönliche Sorge die Ursache des Verzweifelns an Gott. Es ist so oft, ach so oft, der graue alltägliche Kampf mit dem Hunger, durch den die Verzweiflung in langsamem, marterndem Ringen zum furchtbaren Siege gelangt: wie Otto Ernst in seiner "Sorge" ausruft:

<willkommen,></willkommen,>

Und laß mein Blut dahin in Strömen fließen,

So will ich sterben und die Erde segnen!

Laß mich auf deinem Schlachtfeld sterben, Erde;

Allein erstick mich nicht durch deinen Schlamm,

Durch deinen eklen Kot! Ist's denn erlaubt -

O Narrenspiel der Welt! - ist's denn erlaubt,

Daß diesen wunderbaren Bau des Hirns

In tausend Windungen nur ein Gedanke

Durchkreist, daß eine einz'ge Mahnung nur

In diesem Herzen klopft und pocht und daß

Sich dieses Lebens reicher Quell erschöpft

Nur um das Eine: daß wir fressen können?

O Schmerz, ein Sohn des Himmels bist du sonst;

Erlosch'ne Geister schürst du wieder an

Zu hellen Bränden; aus verdorrten Herzen

Lockst du in heißen Wellen rotes Blut;

Die Stirn des schwachen Menschen schmückst du herrlich

Mit Götterglanz; den Weg durch Meer und Wüste

Führt ihn fortan des Trotzes Feuersäule,

Doch diese Sorg' ums Brot -

"Nahrung - Brot!"

In diesem Schrei stirbt unser Leben hin.

[inserted in margin]: Das Leben ohne die Gewißheit Gottes: Matthäus 5

Das Leben, ach, so vieler! Wie oft scheint in der Tat die Wirklichkeit das Schopenhauersche Wort der Trostlosigkeit zu bestätigen:

"Alles Leben ist Leiden - Leiden ohne Maß und Ziel! Es wird im Menschen zur Qual," so daß diesem Philosophen der Optimisums erscheinen muß als "eine wahrhaft ruchlose Denkungsart, ein bitterer Hohn über die namenlosen Leiden der Menschheit."

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An Schopenhauer sehen wir es deutlich. Der Pessimismus des Lebens, das Leiden am Dasein: es will uns verzweifeln machen an Gott! Schopenhauer ist Atheist gewesen, im letzten Grunde, weil er es nicht faßen konnte, wie ein Gott die Leiden der Menschen ansehen könnte. So wagt er es auszurufen: "Wenn ein Gott diese Welt (wie sie ist) geschaffen hätte - ich wollte dieser Gott nicht sein."

Es ist das Verzweifeln an der Liebe Gottes, das die Menschen in ihrer Not in die furchtbarste Qual stürtzt. Sie haben Gott nicht erkannt und sind von Ihm nicht erkannt worden. Sie sehen nur das furchtbar schwarze Gespenst der Not. Es erscheint ihnen als Knochengerippe ohne ein fühlendes Herz, ohne Regung der Liebe. Es ist das erschütternde Verzweifeln , welches die Worte hervorstößt:

"Du wirst niemals mehr beten, niemals mehr anbeten, niemals mehr im endlosen Vertrauen ausruhen - es gibt keine Vernunft mehr in dem, was geschieht - keine Liebe mehr in dem, was Dir geschehen wird."

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Gibt es Errettung aus so tiefem Verzweifeln? Wir sagen es aus Erfahrung und im Namen so mancher, die es mit uns erlebt haben:

Ja, es gibt eine Errettung aus dem Verzweifeln an Gott; es ist der Glaube, es ist die Gewißheit Gottes als des Sieges. Nein, viel mehr als das, es gibt ein Erleben Gottes!

Das ist der Punkt, der entscheidet. Hier kann uns keine Theorie helfen. Hier ist nur die Praxis am Platze:

Wie werde ich Gottes gewiß

Wie erlebe ich den lebendigen Gott? an Stelle der blutleeren, blaßen Frage "Wie beweise ich das Dasein Gottes? Es gibt ein Erleben Gottes in der größten Not, das uns über alle Verzweiflung hinausteht.

Was ist das Verzweifeln an Gott, wenn die Not des Lebens uns quält? Es ist das Verzweifeln an Seiner Liebe!!

Durch die Not.

Jesus steht vor uns: Er erlebte Gott als die Liebe! Er kannte Ihn als Seinen Vater! Das war das Wesen Seines Erlebens Gottes: Selbstmitteilende Liebe!

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Jedoch ist es nicht allein die Liebe, es ist auch die Gerechtigkeit Gottes an der der Mensch in der Not verzweifeln will. Wie viel gute Menschen sind im Kriege untergegangen? Werden durch Erdbeben und Bergwerks die Kriegskatastrophen nicht alle getroffen, die Guten und die Bösen? Wo ist die Gerechtigkeit? Geht es den anständigen Menschen nicht oft sehr schlecht im Leben? Sind es nicht oft die Scrupellosesten, die im Kriegshader die von Erfolg zu Erfolg schreiten? Muß man nicht verzweifeln an der Gerechtigkeit? An Jesus ist auch diese Frage herangetreten

.

Jesus siegte über die Gefahr der Verzweiflung weil Er seinen Gott kannte. Und Er kannte Ihn in Seiner Heiligkeit: als Herrn und Richter! Schon im Buche Hiob: das Leiden 4fach gefaßt: l.) Strafe für Sünden (die 3 Freunde) 2.) Zuchtleiden wegen der Sündhaftigkeit 3.) Läuterungsleiden zur Bewahrung, 4.) Bewährungsleiden zur Verherrlichung Gottes!

[M.S. torn]

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Und Jesus selbst kannte das Leiden! Er hatte nichts, wo er sich niederlegen konnte. Die Tiere haben ihre Wohnstätte. Jesus hatte keine! Aber Er kannte seinen Vater! Er lebte im Hause seines Vaters. Er ruhte in der Liebe Gottes. Er vertraute auf Seine Führung. Und wenn Er Nächte auf den Bergen und auf dem Felde zubrachte - er war mehr und anders erquickt als alle die ausgeschlafnen: Er kam aus der Gemeinschaft mit Gott.

Und Jesus kannte das Hungern! Er kostete den Hunger bis an den Rand des Todes. Aber Er ist nicht zusammengebrochen. Er verzweifelte nicht! Sondern Er bekannte:

"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Worte Gottes."

"Meine Speise ist die, daß ich den Willen tue meines Vaters im Himmel."

Das war Sein Vater: Deßen Willen er tat! Wie anders die Menschen, die anderen: Ihnen mußte Jesus sagen: Ihr seid von Eurem Vater, dem Teufel! Ihr wollt nicht zu mir kommen , daß ihr das Leben hättet

Hieran gewiß hat Tolstoi gedacht, als er die so treffende Bemerkung machte:

"Die Menschen kennen zwei Götter, einen, welchen sie durch Gebet zwingen wollen ihre Wünsche zu erfüllen, und einen anderen, dem wir dienen müßen, daß wir Seinen Willen tun."

Populär geredet: Gott ist widerlegt. Der Teufel aber nicht!

Sein Wille war stark, Sein Wille war geborgen im Willen des Vaters. Und Er wußte es: Der Wille des Vaters ist nichts als Liebe. Liebende Selbstmitteilung:das Wesen Gottes: Und so war Jesus selbst: die Liebe! Seine Festigkeit in Gott war keine Hochburg der Überhebung. Nein: Sie war wie ein Brunnen, überströmend von frischem Waßer: So strömte von Jesus die Liebe aus: Er verstand die schwachen Menschen. Er lebte für die Armen.

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Er sorgte dafür, daß das hungernde Volk Brot und Fleisch bekam. Er ließ den, der das Volk betrogen hatte, alles doppelt und dreifach zurückerstatte n. Er heilte die Kranken, er nahm sich jeder Not an. Seiner eigenen Mutter gab er sterbend einen Versorger, seinem jungen Freund eine Mutter!

Jesus hatte Verständnis für die Menschen und ihre Schwachheit.

Es ist notwendig, das festzustellen, wenn wir weiter hören, in welcher Weise Er den Menschen geholfen hat:

Ihr müßt den Vater kennen! Ihr müßt Gott erleben! Das allein errettet Euch aus Eurer Verzweiflung! Jesus sagt: Niemand kennet den Vater, als nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren! Kommt alle zu mir! Jesus fordert eine Entscheidung, um den Vater zu finden: "Wer nicht alles verläßt und mir nachfolgt, kann mein Jünger nicht sein!"

Richtet euren Wollet zuerst auf das Reich Gottes, und das andere wird euch alles zufallen!''

"Niemand kann zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon! Deshalb sage ich euch: Sorget nicht!"

Jesus verspricht, Jesus verbürgt sich:

"Wer den Vater findet, wer den Gott der Liebe erlebt, der ist befreit von seiner Sorge und Not."

[inserted in margin]: s.Mahling S.66

Die Garantie Jesu und die Verpflichtung der Seinen: Matthäus 6: Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder

[M.S. torn]

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II. Niemand kann zweien Herren dienen! Die Menschen haben zwei Götter!

Das ist der t iefste, der einzige, der wirkliche Grund zum Verzweifeln an Gott.

Goethe: "Abgründe gibts im Menschenherzen, die tiefer als die Hölle sind."

[inserted in margin]: zu Gewissen

"Der häßliche Mensch im Zarathustra: Du ertrugst Den nicht, der dich immer durch und durch sah! Du häßlichster Mensch, du nahmst Rache an diesem Zeugen! Der Gott, der alles sah, auch den Menschen, dieser Gott mußte sterben! Der Mensch erträgt es nicht, daß solch ein Zeuge lebt!"

''Über dem Lager der Sünde

hängt des Erlösers Bild;

Traurig sind mir die Mienen

des Heilands zugekehrt,

Und ich schaudre vor ihnen,

wie vor des Henkers Schwert!"

Der vergebliche Versuch, auf beiden Seiten zu hinken, beiden Herren zu dienen, er führt zur Verzweiflung.

Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingeht. Viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen und werden es nicht tun können!

Ich bin die Tür zu der Hürde; wer anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein Mörder.

Niemand kann zweien Herren dienen! Das gilt nicht nur dem Mammonssystem. Das gilt seiner Wurzel: der Sünde.

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Neu anfangen zu können . . . .

ein einziges Mal wenigstens.

nicht aufräumen haben . . . weglegen und lassen dürfen, was nicht fertig wurde . .

einen Abschnitt machen können . . . bis auf den Grund . . ein Meer zwischen gestern und heute bringen . .

ein einziges Mal wenigstens . . . ein Neuer sein dürfen . . .

das ist's . . was einen hinübertreibt über die Wasser.

dieser große, stille Morgenwunsch jedes neuen Tages, jedes neuen Jahres . . mit seinem schönen Mutigwerden:

Mit dünnen spinnigen Armen aber greift es herüber

schattenhaft, schadenfroh

und kettet jedes Heute mit hundert kleinen Zetteleien an Gestern und saugt sich herzblutgierig an ihm fest und lähmt ihm gleich das Beste wieder, das er hat: den frohen Mut, neuanzufangen . .

ein einziges Mal, neuanzufange n.

(Cäsar Flaischlen)

Nun Furche

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1 Das haben die Socialdemokraten übersehe n:

"Uns fehlt eben das Ethos. Wir sind rücksichtlose Gesellen schlagen drein und haben oft keine rechten Manieren. Aber glauben Sie nur nicht, daß wir dies nicht oft genug selbst beklagt haben. Wir wenden den inneren Fragen keine Aufmerksamkeit zu, weil uns die äußeren in Atem halten."

Die Grundursache der Verzweiflung ist von der Socialdemocratie übersehen:

Das Unrecht, der Egoismus, der Haß, die Sünde!

Friedrich der Große: Ihr kennt diese infame Raße noch nicht! Was sticht in unsre Augen, was schreit in unsre Ohren in der Not des Lebens?

Das Unrecht! Das schreiende Unrecht!

Johannes: "Die Sünde ist das Unrecht!"

Der Gott dieser Welt, er ist der Haß, der Menschenmörder:

Gustav Falke:

Heute sah ich den Haß,

den herrlichen nackten Haß!

So dacht ich mir

die trotzige Schönheit gefallener Engel:

Wildheit ganz - und knirschender Stolz.

"Wie schön du bist!'' - betete ich an!

"Millionen preisen mich," lächelte er.

"mein ist das Reich."

Und ich sah auf und sah zwischen den Nachtbrauen

die Schmerzfalte - senkrecht - tief eingefurcht.

Warum diese Falte? Abgesandt schwieg er.

Warum diese Falte? - Leise, verquält, klang es zurück.

Weil ich nicht lieben darf!

[inserted in margin]: zu L

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Gott ist die Liebe. Auf der Erde herrscht der Haß:

Die Liebe ist erlogen,

Und nur der Haß ist echt!

Die Sünde ist die tiefste Ursache zum Verzweifeln an Gott!

Laßt uns Ihn erkennen, Ihn erleben! Und die Sünde muß weichen! Die Verzweiflung ist besiegt. Sobald wir uns ganz zu Ihm wenden, Seinen Sohn völlig annehmen, fallen alle quälenden Zweifel. Entweder beherrscht uns der Gott dieser Welt, der Geist dieser Welt, der stets verneint, und lügt und haßt und mordet.

Oder wir werden befreit, errettet von Seiner Herrschaft, indem wir Gott erleben!

Tolstoi S.52.

"Niemand kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet."

"Des Menschen Sohn ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören."

"Wer Sünde tut der ist der Sünde Knecht! Wen der Sohn frei macht, ist recht frei!"

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Das Verzweifeln an Gott

Nietzsche: Unsere Voraussetzung: Kein Gott!

Tolstoi: über Gott S.80 "Licht beleuchten" u. 82!

A. Nicht der theoretische Zweifel an Gott. den verschiedenen Philosophien gegenüber. Des Gedankens Blässe. Die Studierlampe.

Das Leben allein packt uns. Tatsachen. Das Tageslicht des Daseins.

Goethe: Epimenides: Wo der Mensch verzweifelt lebt kein Gott!

[inserted in margin]: Schopenhauer. Mahling S.8 Alles Leben ist Leiden.

B. Das praktische Verzweifeln an Gott. 1.) als das Verzweifeln an der Liebe in der Not.

Faust: "Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an." "Sorge" v. O. Ernst.

"Die Falte" v. G. Falke "Bastard" Dehmiel 1. U. letzter v. "Auf dem Weg" Dehmel. "Bergpsalm."

1.) überwunden durch das Erleben Gottes, als meines Vaters! Gott ist Liebe! Liebende Selbstmitteilung: das Wesen Gottes! 1.Joh.48. 2.) als das Verzweifeln an der Gerechtigkeit und Macht. beim Leiden der "Guten" und d. Ergehen der "Schlechten"

Tolstoi: Über Gott. S.43 (2 Götter) u. S.81 Vater: Teufel!

Jesus Turm Siloah

2.) überwunden durch die Erkenntnis Gottes und Seiner Absichten, als des Richters und Herrn. Hiob? Gebet v. 1v.G. Falke. "Bastard" Dehmel. u. "du möchtest wie ich . . trotzen oder zerbrechen." 3.) als das Verzweifeln an der Heiligkeit, bei den Mängeln seiner Bekenner.

Drachenzähne: Ein Abgefallner

Zar. II. V. d . Priestern.

3.) überwunden durch das eigne Erleben Gottes, in der Heiligkeit Seiner Gnade. (Sünde und Vergebung) 4.) als das Verzweifeln an seiner Kraft.

Goethe: "Abgründe gibts im Menschenherzen, die tiefer als die Hölle sind." im Unterliegen unter die Sünde.

= Zar. IV. Der häßlichste Mensch.

(Sieg im Auferstandnen.) Aus der Halbwelt. v. 1

4.) überwunden durch den Empfang des Geistes Gottes! Schüler: Fels der Gnade. Laß mich nicht in der Sinne Sumpf ersticken!

also als das Verzweifeln am Leben!

Liebende Selbstmitteilung: das Wesen Gottes.

[inserted in margin]: Tolstoi über Gott S.52 Verzweiflung!

C. Das Überwinden der Verzweiflung durch das Erleben Gottes in Seinem Sohne.

1.) Der Vater! 2.) Das Gericht und die Herrschaft Gottes. 3.) Die Gnade und Heiligkeit Gottes 4.) Der Geist Gottes.

Sehnsucht. der Herr v. Überall. 10. Muse. Notturno. Dehmel. Die Harfe. Chor der Greise. Evas Klage ich bin mir selbst Herr und Gott