Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, November 1934 (Meeting Transcript, November 1934)

EA 34/48

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date November 01, 1934
Document Id 0000000115_02_S
Available Transcriptions German

Versammlungsprotokoll, November 1934

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – T.S.H.]

EA 34/48

Abschied von Siegfried Miers

(Auszug)

Ende November 1934

Rhoenbruderhof

Was Siegfried am meisten Eindruck gemacht hat, waren die stillen Danksagungen und Zusammenkuenfte vor dem Essen... Jeden Tag ist ihm etwas Neues klar geworden, morgens, mittags und abends und auch in der Nacht....

Louis ist dankbar fuer die Zeit die Siegfried unter uns war und freut sich auf den Moment wo er zurueckkehren wird.

Georg: Wir haben uns in der kurzen Zeit so gut verstanden, dass man lebhaft an die Zeit der grossen Bewegung zurueckerinnert wird, wo man ohne grosse Beziehungen sich in den wesentlichen Dingen rein gefuehlsmaessig verstand, dass man das Gleiche suchte und erstrebte; das fuehlen wir sehr stark und das ist uns eine riesengrosse Freude, dass wir jetzt zusammen gehen werden auf diesem Weg. Wir wuenschen, dass noch Viele sich auf dieses Letzte, Wesentliche besinnen moechten, dass alle, die guten Willens sind, gesammelt werden sollen.

August: Die Tatsache, dass du hier das gefunden hast, wonach du schon lange draengst, das wird auch deiner Frau recht voran helfen.

Emmy: Fuer uns war es eine rechte Qual, das zweiteilige Leben. Das ist das, was uns hier so erfuellt, dass hier kein zweiteiliges Leben ist; nicht, dass man abends in die Versammlung geht und am Tage lebt man fuer den Mammon, sondern man lebt immer vom Abend bis zum Morgen und vom Morgen bis zum Abend, man lebt immer fuer die Sache.

Siegfried: Fuer die Welt ist das eine unerhoerte Einheit, die man sich gar nicht denken kann. Und hier ist sie wirklich.

Eberhard: Ich habe mich immer so gewundert ueber die vielen, vielen Christen, die sich immer zu Christus bekennen und zur neuen Geburt und zu seiner Nachfolge . Sie beten und predigen darueber, sie sehen nicht, dass der Wille Jesu das Sammeln war.

[In margin next to this paragraph: “1983” U4] Wer nicht mit mir sammelt, der bringt auseinander. Und das hohepriesterliche Gebet Jesu, das doch ein besonderes Vermaechtnis seines innersten Wesens ist, zeigt so vollkommen deutlich, dass an dieser Einheit die Welt erkennen soll, was die Sendung Christi ist.

Die Einheit ist das Entscheidende fuer den Willen Jesu, die voellige Einheit. Und so erwies es sich ja auch an der Pfingsttatsache, dass das Envagelium verkuendigt wurde von dem Hingerichteten, der wahrhaftig auferstanden war und sich als Christus erwiesen hatte, als Koenig des kommenaen Reiches Gottes.

Was geschah da? In der Busse, in der Taufe, in der Ausgiessung des Geistes: Sie wurden Eins. Eins in der Liebe, Eins im Gebet, im Brotbrechen, in der Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft erwies sich als eine Realitaet; denn sie brachten alle ihre Gueter, ob es wenig oder viel war, und legten sie zu Fuessen der Apostel und keiner dachte von seinen Guetern, dass sie ihm gehoerten. Und wenn einer einen Acker hatte, verkaufte er ihn und brachte den Erloes zu der Gemeinde. Sie hatten alles gemeinsam.

Das ist die Gruendung der Kirche, zu der sich eigentlich alle Kirchen und Konfessionen bekennen. Und ich wundere mich darueber, dass sie das nicht fuehlen, dass hier doch ein Denkmal aufgerichtet ist, was der wirkliche Wille Christi ist und was die wirkliche Frucht des Geistes ist, von der die Apostel immer bezeugen, dass sie zuerst Friede und Liebe ist, Friede in Einheit, und das Reich Gottes ist nichts anderes als Freude, Friede, Gerechtigkeit im heiligen Geist.

Es ist eigentlich so klar, dass das eigentlich das Wesentliche seiner Gemeinde ist, dass man sich ueberaus wunden muss, dass es nicht

- - -

viel tiefer bei denen, die sich als Christen bekennen, durchbricht zu diesem Leben. Natuerlich sind Ansaetze da, in jeder echten Familie, in jedem Diakonissenhaus. Aber es muesste noch viel staerker offenbar werden in den letzten Tagen; denn daran soll ja die Welt allein erkennen, worum es geht. [In margin by the next sentence: “1983” U4] Das ist das lebendige Denkmal, das in den letzten Tagen vor die Welt hingestellt werden soll: die voellige Einheit.

Die neuen Kennzeichen bestehen nicht nur in dem Kreis, der jetzt hier versammelt ist, sondern diese Einheit ist die Einheit mit dem oberen Jerusalem, mit der Stadtgemeinde, mit dem Thron Gottes, als Verleiblichung des Wortes, als Gestaltwerdung des Wortes in wahrhaftiger Einheit, als Leib Christi der nicht unsichtbar sein kann.

(Lied: So komm, wir reichen dir in Liebe)

“Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzuenden auf der Erde. Was wollte ich lieber, als dass es schon brennte."