Published Manuscript

Das ergreifende Wiedersehen (A Deeply Moving Encounter)

EA 16/02a

Additional Information
Author Eberhard Arnold
Date May 07, 1916
Document Id 0000000038_43_S
Available Transcriptions English German

A Deeply Moving Encounter

[Arnold, Eberhard and Emmy papers – P.M.S.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 16/2a

"The Herald of Peace"; Sunday, May 7, 1916

A Deeply Moving Encounter

But whatever gain I had, I counted it as loss for the sake of Christ...in order that I may gain Christ...that I may know him and the power of his resurrection. (Phil. 3:7, 8, 10, RSV)

Then their eyes were opened and they recognized him.

In this war it has happened again and again that individual prisoners have managed to escape and reach home in the most wonderful ways. What a moving reunion it is when a son – long missing and presumed dead, whose obituary has been lovingly kept in the cupboard – suddenly comes in at the door! Terrible experiences have altered him; there is a different expression in his face. His sinewy frame seems to tower above them. He seems to look at his family from some far distant place, as if he had been in a different world. He himself realizes the effect his sudden and unexpected appearance must have.  He begins as if he is simply bringing a greeting from the missing son--but in the middle of his account his mother recognizes him by the way he speaks, by the way he uses his hands, by his diffident and yet confident manner.  What a recognition! What a meeting!

How devastated Jesus' friends had been by his death! How hard it was to make themselves believe that he was dead, that the powers of death held captive the One who had been ruler over everything! They could not overcome their inner struggle and accept it that Jesus was cut off from them by death. Many people tell how in this war, even after they have received news of someone's death, they still believe there has been a mistake and expect from day to day that their dear one will come home – changed, wounded, no longer recognizable, but nonetheless living and the same!

The sun was already setting on the third day after Jesus had died, when two of his friends set out on a lonely journey. It took two-and-a-half hours on foot and as they passed by the peaceful fields near Bethany and Jericho they were glad to be able to talk over the whole experience. Pain and hope, disappointment and expectation, all came to expression.  Hadn't Peter and John and the most reliable women in their fellowship brought news from the tomb--news they could not believe and yet could not doubt?  They would have been glad to go on their way alone and uninterrupted in the quiet twilight, telling each other once again the thoughts roused by the news of the empty grave. But their steps had grown so slow, and they so often stopped a moment, absorbed in their conversation, that it was no wonder another traveler gradually overtook them.  As he was walking the same road he could not help overhearing their discussion. It was obvious that they were deeply moved, and so it was no surprise when they were asked, "What are you discussing as you walk?  And why are you so sad?"  Their new companion's sympathetic interest and serious manner opened up their hearts so they told him all that was troubling them. And he explained the Holy Scriptures to them and spoke of all Moses and the prophets had testified about the Messiah, his suffering and his glory.  Then their hearts burned within them with a fire they had felt only when listening to the words of the One whose death had caused their grief.

The sun had almost set as they at last drew near the village where they were to spend the night.  Profoundly impressed by the clear biblical insight of their companion, they begged him to stay with them, and he did so.  They had had a great experience on their way, for they had heard about the glory of Christ in his suffering. Now they were to experience the greatest event of all. They were to recognize the living Savior and were to know him because he shared in their lives with the same love and intimacy that had always moved them to the depths.  They were at table when he took the bread, gave thanks, and divided it among them.  Then they could not help but recognize him when he accepted the food and drink from his Father's hands, when he gave them the bread as a sign of his participation in life on earth.  The resurrection had not changed him; he had remained the same, with the same love, the same friendship, the same participation in the earthly life of his disciples.

We can all recognize the Risen One. We can all experience him as he penetrates every aspect of our earthly life and surrenders everything to the Father and his love. We are to eat and drink with him in his Kingdom, but here and now, he wants his powerful life to direct us in everything, so that whatever we do – eat or drink, act or submit, live or die – we do it in his name, spirit, and cause. Experience of his living presence is the only genuine Christianity.

Eberhard Arnold

Der Friedensbote

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - P.M.S.]

EA 16/2a

Der Friedensbote

Ein Sonntagsblatt für Stadt und Land

Nr. 19, Sonntag, den 7. Mai 1916, 56. Jahrgang

Das ergreifende Wiedersehen

In diesem Kriege hat sich wiederholt der merkwürdige Fall ereignet, dass es einzelnen Kriegsgefangenen gelungen ist, aus ihrem Lager auszubrechen und auf den wunderbarsten Wegen in die Heimat zu gelangen. Welch ein ergreifendes Wiedersehen, wenn plötzlich der längst Verschollene, dessen Todesanzeigen in dem Schrank der Eltern aufbewahrt sind, durch die Tür hereintritt! Die ungeheuren Erlebnisse haben ihn verändert, ein anderer Ausdruck liegt in seinem Gesicht. Die sehnige Gestalt erscheint in die Höhe gereckt. Der Blick kommt wie aus weiter Ferne, wie aus einem Erleben fremder Welten. Er selbst fühlt es, wie seine unerwartete und veränderte Erscheinung aufgenommen werden muss. Er fängt davon an, einen Gruß von dem verschollenen Sohne zu bringen; aber mitten in seinem Bericht erkennt ihn die Mutter an seinen Ausdrücken, an seiner Handbewegung, an seiner bescheidenen und doch so sicheren Art. Welch ein Erkennen, welch ein Wiedersehen!

Wie hatte der Tod Jesu seine Freunde erschüttert! Wie schwer war es ihnen geworden, glauben zu müssen, dass er tot war, dass die Gewalten des Todes den gefangen hielten, der alles beherrscht hatte! Es war ihnen unmöglich, mit dem inneren Kampf fertig zu werden, dass Jesus durch den Tod von ihnen getrennt sein sollte. Viele erzählen es in diesem Kriege, wie sie nach der Todesnachricht immer noch an einen Irrtum glauben und jeden Tag erwarten, der Ihrige käme zu ihnen herein, verändert, verwundet und nicht wiederzuerkennen, aber doch lebend und doch derselbe!

Die Sonne stand schon tief am Himmel, als sich am dritten Tage nach dem Tode Jesu zwei seiner Freunde auf einen einsamen Weg machten. Zweieinhalb Stunden hatten sie zu gehen, und wie lieb war es ihnen, sich zwischen den friedlichen Feldern bei Bethanien und Jericho über alles das aussprechen zu können, was sie erlebt hatten! Schmerz und Hoffnung, Enttäuschung und Erwartung bewegten ihre Gedanken und Gespräche. Hatten doch

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Petrus und Johannes und die treuesten Frauen ihres Kreises Nachrichten vom Grabe gebracht, die sie nicht glauben und doch auch nicht bezweifeln konnten. Sie wären so gern allein geblieben, so gern in stiller Ungestörtheit der Dämmerung entgegen gegangen, um sich immer wieder alles zu sagen, was die Botschaft vom leeren Grabe in ihnen geweckt hatte. Aber ihr Schritt war so langsam geworden, und immer wieder hatten sie in der Vertiefung in ihre Gespräche haltgemacht, dass es sie nicht verwundern konnte, als ein anderer, der denselben Weg ging, ihnen nähergekommen war und an ihren Überlegungen und Unterredungen teilnehmen musste. Ihre tiefe Bewegung war so offensichtlich, dass die Anrede sie nicht überraschen konnte: „Was sind das für Reden, die ihr auf dem Wege miteinander wechselt, und warum seid ihr niedergeschlagen?“ Die warme Teilnahme und das tiefe Wesen des Mannes, der mit ihnen ging, erschloss ihnen ihr Herz, so dass sie ihm alles sagten, was sie bewegte. Und als er ihnen nun aus der Heiligen Schrift des Moses und der Propheten erklärte, was sie von dem Messias, seinen Leiden und seiner Herrlichkeit bezeugte, da entflammte in ihren Herzen ein Feuer, wie sie es nur bei den Worten des Einen gekannt hatten, dessen Tod sie beklagten.

Die Sonne war im Untergehen, als sie endlich dem Dorf sich näherten, wo sie übernachten wollten. Aufs tiefste ergriffen von der biblischen Klarheit ihres Begleiters, baten sie ihn aufs dringendste, bei ihnen zu bleiben, und er tat es. Sie hatten Großes auf dem Wege erlebt; denn die Herrlichkeit des leidenden Christus war ihnen bezeugt worden, aber nun sollte das Größte geschehen, was sie an jenem Tage erleben konnten. Sie sollten den lebendigen Heiland erkennen, sie sollten ihn daran wiedererkennen, dass er in derselben Liebe, in derselben Nähe an ihrem Leben teilnahm, wie es sie immer an ihm so tief ergriffen hatte. Sie waren bei Tisch, als er das Brot nahm, als er dafür dankte und es unter sie verteilte. Daran mussten sie ihn erkennen, wie er das Essen und Trinken aus der Hand des Vaters nahm, wie er ihnen das Bort gab als das Zeichen seiner Teilnahme am irdischen Leben. Die Auferstehung hatte ihn nicht verändert, er war derselbe geblieben, derselbe in seiner Liebe und in seiner Freundschaft, derselbe in seiner Freundschaft, derselbe in seiner Teilnahme an dem irdischen Leben der Seinen.

Wir alle können den Auferstandenen erkennen. Wir alle können ihn erleben, wie er die irdischen Dinge durchdringt und wie er alles in die Abhängigkeit und Liebe des Vaters stellt. Wir sollen mit ihm essen und trinken in seinem Reich, aber schon jetzt will sein kraftvolles Leben uns in allem bestimmen, dass wir alles, was wir tun, das Essen und Trinken, das Dulden und Wirken, das Leben und Sterben in seinem Namen, Geist und Sinn zu tun vermögen. Die Erfahrung seiner lebendigen Gegenwart ist allein das echte Christentum.

Eberhard Arnold